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Dominikus Böhm

Dominikus Böhm

Kirchenarchitekt
Geburtstag: 23. Oktober 1880 Jettingen/Krs. Günzburg
Todestag: 6. August 1955 Köln
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 48/1964 vom 16. November 1964
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 05/2015


Blick in die Presse

Wirken

Dominikus Böhm wurde am 23. Okt. 1890 in Jettingen geboren und entstammte einer Baumeisterfamilie, die in der Nähe von Ulm ansässig war. Von der Mutter hatte er eine ungewöhnliche Musikalität geerbt. Er verlor den Vater mit neun Jahren. Sein ältester Bruder übernahm das Baugeschäft.

Er selbst begann seine bautechnische Ausbildung an der Bauschule in Augsburg. Danach studierte er Architektur bei Theodor Fischer an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Im Jahre 1907 wurde er Lehrer an der Bauschule in Bingen, wirkte später an der Bau- und Kunstgewerbeschule in Offenbach und dozierte von 1926-1934, vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Adenauer berufen, als Professor an den Werkschulen Köln, wo er eine Meisterklasse für Architektur leitete; 1934 wurde er dort entlassen.

Am Anfang seiner Architektentätigkeit stehen zwei Villen in Offenbach, noch stark beeinflußt vom Jugendstil. Dann kamen gezeichnete Projekte, unter ihnen ein Soldatendenkmal auf der Pfaueninsel bei Berlin. 1919 wurde sein erstes modernes Projekt, eine hölzerne Notkirche in Offenbach gebaut. Heute wertet man sie vielfach als ersten Versuch, diekirchliche Baukunst in Deutschland in neue Bahnen zu lenken. Einfache, strenge Linien, klare, geschlossene Baukörper, vor allem aber große Flächen entwickelte B. in den folgende Kirchenbauten weiter. Es folgte die in Stein errichtete Kirche in Dettingen am Main und weiter im Jahre 1922 in Neu-Ulm die damals aufsehenerregende Betonkirche. Seinen Kirchenbauten gemeinsam ist fast immer das große Portal, das sich wie ein Block aus dem Langschiff herausschiebt. Im Innern dominiert ein einziger, großer, oft quadratischer Raum, der sich auf den Hochaltar konzentriert. Die Chorwand ist häufig in Glas aufgelöst, die Kirche ist dunkel, das Licht kommt vom Altar.

Von seinen Werken seien noch besonders hervorgehoben der als Raumidee neue Zentralbau der St. Engelbertkirche in Köln aus Bimsbeton, die Krankenhauskirche St. Elisabeth in Köln-Hohenlind, die Sommerkirche in Norderney, sowie Kirchen in Geilenkirchen, Mönchen-Gladbach, Osnabrück, Essen, Regensburg, Bremen, Augsburg, Duisburg und Saarbrücken. Ende 1953 gewann B. den internationalen Wettbewerb für den Bau eines Domes in San Salvador in Mittelamerika, der 1 000 Personen fassen, erdbebenfest sein und tropisch-schwülem Klima standhalten sollte. Er sollte mit dem Bau des extrem modernen und eigenwilligen Bauwerkes im Jahre 1956 beginnen. Seine letzte Arbeit ist die sich auf einem quadratischen Grundriß zeltartig und licht erhebende Vorstadtkirche Maria Königin in Köln, die kurz vor seinem Tod fertig geworden ist.

Neben Kirchen hat B. Städte geplant, Industrieanlagen entworfen, Krankenhäuser und Sektkellereien gebaut. Bis 1953 leitete er auch wieder eine Architekturklasse an den Kölner Werkschulen.

Als besondere Ehrung wurde B. im Jahre 1953 von Papst Pius XII. der Titel eines Commendatore des Sylvesterordens verliehen. Im gleichen Jahr erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, ein Jahr später den großen Kunstpreis von Nordrhein-Westfalen.

B. starb am 6. Aug. 1955 im Alter von 74 Jahren in Köln.

Literatur

16. April 2005 - 19. Juni 2005: Das Deutsche Architektur-Museum in Frankfurt zeigt unter dem Titel "Raum ist Sehnsucht" Kirchenentwürfe des Architekten Dominikus Böhm. Es erscheint auch ein Katalog: "Dominikus Böhm 1880-1955", hrsg. von Wolfgang Voigt und Ingeborg Flagge. 2005.

29. Januar 2015: Kinostart (D): "Die Böhms - Architektur eine Familie" (Deutschland/Schweiz, 2014). Buch und Regie: Regie Maurizius Staerkle-Drux. Inhalt: Dokumentarisches Porträt der Kölner Architekten-Dynastie Böhm, in deren baugeschichtlich einflussreichem Schaffen sich zentrale Aspekte der bundesdeutschen Nachkriegskultur spiegeln. Die private Nähe zu den Böhms, insbesondere zum 94-jährigen Gottfried Böhm und seiner während der Dreharbeiten verstorbenen Ehefrau Elisabeth, eröffnet eine intime Nähe, die der Film für ein impressionistisches Mosaik der verschlungenen Familien- und Arbeitsgeschichte nutzt. (film-dienst 2/2015).

Dominikus Böhm



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