Marcel Naegelen
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Internationales Biographisches Archiv
Marcel Edmond Naegelen wurde am 17. Jan. 1892 in Belfort geboren. Vater und Mutter waren Elsässer, die 1871 nach Frankreich ausgewandert waren. N. besuchte das Gymnasium in Belfort und die Ecole Normale Supérieure in Saint-Cloud und wandte sich dem Lehrerberuf zu. Im Ersten Weltkrieg zeichnete er sich besonders aus, er erhielt das Kreuz der Ehrenlegion, die Militärmedaille und das Kriegskreuz. Er wurde auch verwundet.
Als Oberlehrer an der Ecole Normale in Straßburg wurde er im Mai 1925 zum Stadtrat von Straßburg und im Jahre 1929 zum Stellvertretenden Bürgermeister von Straßburg gewählt. Im Oktober 1937 erfolgte seine Wahl zum Generalrat des Unterelsaß. Politisch gehörte N. schon seit 1910 der Sozialistischen Partei (S.F.I.O.) an, in der er in den letzten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg Mitglied des Parteivorstandes war. Nach dem Kriege wurde N. in die provisorische Beratende Versammlung gewählt und ebenso in die erste Verfassunggebende Nationalversammlung, in der er am 2. Juni 1946 den Vorsitz der sozialistischen Fraktion übernahm. Am 26. Jan. 1946 wurde er Unterrichtsminister im Kabinett Felix Gouin. Das gleiche Ressort verwaltete er auch in den folgenden Kabinetten Bidault, Léon Blum, Ramadier und Robert Schuman.
Am 12. Febr. 1948 wurde er Generalgouverneur von Algerien und verwaltete dieses Amt bis zum 10. März 1951. Er trat damals, wie es hieß, im Zusammenhang mit der Opposition seiner Partei gegen die französische Politik in Nordafrika zurück. Im Parlament meldete er sich danach u.a. am 13. Febr. 1952 in der großen Debatte über die Haltung Frankreichs zu den Problemen einer zu bildenden Europa-Armee und einer deutschen Aufrüstung zu Wort. Er vertrat hierzu den Standpunkt, daß vor endgültigen französischen Beschlüssen als Garantie die Schaffung einer westeuropäischen politischen übernationalen Autorität gefordert werden müsse. Zur Begründung warnte er davor, "Deutschland gegen England einzutauschen", und erklärte, man könne "Deutschland gegenüber nicht mißtrauisch genug sein". Ab 1951 vertrat er als Abgeordneter das Departement Basses-Alpes im Parlament. Für die Staatspräsidentenwahlen vom Dezember 1953 stellten die Sozialisten N. als Kandidaten auf; doch wurde er von René Coty geschlagen.
Im Juni 1954 wurde N. mit vier anderen sozialistischen Abgeordneten, die gegen den Parteibeschluß im Außenpolitischen Ausschuß der Nationalversammlung gegen die EVG gestimmt hatten, für zwei Jahre von jedem Parteiamt ausgeschlossen.
Aufbauend auf seine Erfahrungen in Algerien, wandte er sich Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre gegen eine "Abdankung" Frankreichs in Nordafrika und votierte auch 1962 gegen das Referendum über die Selbstbestimmung für Algerien. Aus dieser seiner generellen Einstellung heraus hatte er eine Ernennung zum Generalresidenten in Marokko 1954 zurückgewiesen.
1958 wurde N. bei den Parlamentswahlen in seinem Wahlbezirk geschlagen und gab danach seine politische Karriere auf. Er widmete sich nun ausschließlich seinen literarischen Aktivitäten, die immer schon einen Teil seines Lebens ausgemacht hatten.
Veröffentlichungen: La conversion de Georges Burkardt, "Le Revenant", "Les morts reviennent", "Grandeur et Solitude de la France", "Avant que meure le dernier", "Nous n'irons plus au bois...", "Tito", "Mission en Algerie", "L'Hexagone", "L'immortelle Espérance" (Poesie-Preis Clovis-Hugues, 64), "Une route plus large que longe", "La révolution assassinée" und "L'Attente vous les armes". Dazu traten viele politische Artikel in der Tagespresse und in Zeitschriften.
N. war mit Marcelle, geb. Mouledous, verheiratet und hatte einen Sohn.
Am 15. April 1978 ist N. im Alter von 86 Jahren in Paris gestorben.