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Nation: | Deutschland |
von Lutz Hagestedt
In Werner Kochs Werk sind thematisch zwei relativ homogene Textgruppen auszumachen: einmal Texte mit politisch-religiöser Bedeutung („Pilatus“, 1959; „Der Prozeß der Jeanne d'Arc“, 1963; „Der Prozeß Jesu“, 1966; „Zum Prozeß Jesu“, 1967; „Diesseits von Golgatha“, 1986), die biblische und andere Quellen religiöser Überlieferung zum Ausgangspunkt nehmen, wobei diese Quellen immer schon mitgelesen werden müssen, um Abweichungen überhaupt erkennen zu können; zum anderen die motivisch freieren Texte, vornehmlich die „See-Leben“-Trilogie (1971–1979) und die Erzählung „Intensivstation“ (1983). Der frühe Roman „Sondern erlöse uns von dem Übel“ (1955), ein Stück ,Trümmerliteratur‘, kann beiden Gruppen zugeordnet werden.
Die Texte der ersten Gruppe sind z.T. Erzähltexte, zum größeren Teil Essays; sie sind, mit Ausnahme von „Diesseits von Golgatha“, in dichter Folge erschienen und lassen eine intensive Beschäftigung mit dem Jesus-Prozeß und seinen Folgen erkennen. Auch der Essay über den „Prozeß der Jeanne d'Arc“ bietet wegen seiner strukturellen Ähnlichkeit mit dem Prozeß Jesu eine aufschlußreiche Interpretationshilfe. Vereinfacht: Jeanne wird von weltlichen Anklägern vor ein Glaubensgericht gebracht, weil sie wie ein Gott aufgetreten sei; Jesus wird von geistlichen Anklägern vor ein weltliches Gericht gebracht, weil er ...