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Nation: | Deutschland |
von Stefanie Hofer und Axel Ruckaberle
Stand: 01.03.2023
Auf die Frage, was einen Physiker veranlasst, literarisch produktiv zu werden, hat Ulrich Woelk eine einfache Erklärung. Er möchte sich mit dem beschäftigen, „was uns am nächsten liegt, mit uns selbst, den Menschen“ (in: „Literatur und Physik“), möchte die Kluft zwischen theoretischer Irrealität und praktischem Leben schließen, die in seinem beruflichen Alltag die Regel ist. Das Schreiben eröffnet ihm einen Freiraum außerhalb des wissenschaftlich-naturgesetzlichen Rahmens, in dem er alle Momente des Lebens – einschließlich der unberechenbaren – vereinen kann, denn „das Schreiben ist vielleicht das Grenzenloseste“ (Gespräch mit Jürgen Deppe und Stephan Sprange). Woelks Weg zur Literatur darf jedoch nicht als eine Abkehr von den Naturwissenschaften verstanden werden, denn er vermag es, sich „auf der Schwelle zwischen Physik und Literatur zu bewegen“ (Hajo Steinert), die Erfahrungen als Physiker philosophisch zu reflektieren und literarisch überzeugend umzusetzen. Er stellt die beiden Sphären nicht in Opposition, sondern entdeckt Berührungspunkte zwischen der postmodernen Annäherung an die Welt und den physikalischen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Chaostheorie. Denn Woelk empfindet den „Einbruch des Unvorhergesehenen in die wohlgefügte Ordnung“ (Gespräch mit Jürgen Deppe und Stephan ...