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Nation: | Österreich |
von Bernhard Sorg (E/B) und Michael Töteberg (B)
Stand: 01.10.2006
Thomas Bernhards erste Veröffentlichungen waren Gedichte, knappe Prosatexte und Kurzschauspiele (vgl. Bibliographie). In ihnen finden sich bereits zahlreiche Themen und Motive, die in den späteren Romanen und Theaterstücken virtuos benutzt und in ihrer ganzen Vielschichtigkeit entfaltet werden. Zu nennen wären die Verzweiflung über die Kälte der Welt, die Trostlosigkeit einer entgöttlichten Natur- und Menschenunordnung, der Versuch isolierter Individuen, diese Isolation in Tat oder uferloser (lyrischer) Rede zeitweilig zu überwinden, und der zunächst mißlungene Anspruch, durch radikalste Reduktion von Handlung und Beschreibung die Ausweglosigkeit auch formal zu gestalten. Der Sprung hin zum Roman ist der zu einer adäquaten Objektivation aller latenten Möglichkeiten.
Im Zentrum jedes Romans steht ein außergewöhnlicher Protagonist einer verfallenden, todgeweihten Welt gegenüber. Zweifach partizipiert er, unabhängig davon, ob er sich dieser Abhängigkeit bewußt ist oder nicht, an der Morbidität der ihn einschließenden, einengenden Verhältnisse: Als Teil des falschen Ganzen liegt in ihm wie in allen anderen der Keim des Untergangs (der dann aber Befreiung, Erlösung wäre), als sich selbst setzende Gegen-Totalität versagt er, notwendigerweise, vor der Aufgabe, aus sich heraus ...