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Nation: | Österreich |
von Daniela Bartens
„man produziert, damit in der literatur einmal erreichte positionen weitergetrieben werden“, sagte Reinhard Priessnitz in einem Interview beim Bielefelder Colloquium 1979 und sah über die Errungenschaften der sogenannten experimentellen und vor allem der konkreten Poesie hinausgehende innovative Möglichkeiten im „einbeziehen (…) sozusagen wissenschaftlicher denkweisen in die literatur“; wobei Priessnitz gegenüber der „bedingungslosen unterwerfung“ unter einen als „vorschrift“ empfundenen Methodenmonismus und Empirismus jene Denkweisen – „etwa innerhalb der psychologie (…) französischer provenienz“ – bevorzugte, die mit Verfahrensweisen der Dichtung konvergieren. Das dabei entstandene Werk kann als Versuch einer Amalgamierung von Lacans psychoanalytischer Theorie des Unbewußten mit sprachkritischen Positionen vor allem der Wiener Gruppe – und damit als prekärer Balanceakt zwischen individualanarchisch-subjektivistischen und intersubjektiv vermittelbaren, zwischen sprachskeptischen und sprachgläubigen Positionen – gelesen werden.
Das lyrische Werk weist aber in gewissen Punkten auch Affinitäten zu dem von Priessnitz in mehreren Aufsätzen dargestellten, auf psychoanalytischen Erkenntnissen basierenden „Orgien-Mysterien-Theater“ von Hermann Nitsch auf, und zwar insofern, als Nitsch „die bewußtwerdung der im unbewußten lagernden verdrängungen zum prozeß seiner dramatik bestimmt hat“ und durch die „inszenierung von symbolbereichen, in der absicht einer näherung zum existentiellen“ ...