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Nation: | Österreich |
von Michael Wetzel
Stand: 15.05.2015
Seit Anfang der 1970er Jahre hat Peter Rosei eines der umfangreichsten Werke der neueren österreichischen Literatur hervorgebracht. Obgleich sich durchaus eine stilistische und motivische Kontinuität erkennen lässt, sind deutliche Zäsuren im Schaffen Roseis unübersehbar, die eine Einteilung des Werks in drei Phasen nahelegen. Dominierte in den Publikationen der 1970er Jahre ein nüchterner, protokollarischer Ton, der gesellschaftliche wie naturhafte Verhältnisse der gleichen unveränderbaren und gnadenlosen Seinsordnung überführte und alle subjektiv-menschlichen Interpretations- oder Sinnstiftungsversuche desillusionierte, so änderte sich in den 1980er Jahren nicht nur die Form, sondern auch der poetische Impetus. Die Romane wurden umfangreicher und auf einen größeren Handlungsspielraum hin angelegt, im „15 000-Seelen-Projekt“ sogar auf das Geflecht von sechs Einzelbüchern verteilt. Zugleich wurde aus einer auktorialen Erzählperspektive heraus der Anspruch auf eine möglichst multiperspektivische Sichtweise erhoben, „in der eine Totalität gesellschaftlicher Wirklichkeit anhand unzähliger Realitätssplitter, die aufeinander projiziert perspektivische Spiegelungen ins Unendliche ergeben, abgebildet werden soll“ (Daniela Bartens). In die Erzählperspektive mischt sich auch das Bedürfnis nach utopisch-eschatologischer Verklärung. Seit Anfang der 1990er Jahre dann potenzierte sich der Zug „kaleidoskopischen Erzählens“ (Bartens) zu einer multifokalen Darstellung, was dazu führte, dass ein atavistisch klingender ...