Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Elke Kasper
Stand: 01.10.2010
Jochen Kelters erste Lyrikbände „Zwischenbericht“ (1978) und „Land der Träume“ (1979) versammeln Gedichte, die die Neubestimmung der ‚Literatur nach ihrem Tod‘ reflektieren. Das Gedicht „Die nächsten Aufgaben“ formuliert Kelters poetisches Vorhaben – „Wort finden für Wort / Satz auf Satz / beharrlich / die neuen Steine“ – als Entwurf einer Wortwelt, die mit den „großen Zerstörern / und den großen Aufbauern“, aber auch mit der eigenen Generation der „Träumer“ und „Veränderer im Dutzend“ abrechnet.
Gleichzeitig distanziert sich Kelter von einem für ihn ‚überholten‘ Dichtungsverständnis, für das stellvertretend Mallarmés „regulierte Poesie“ einsteht. Mallarmés abstrakte Kunstsprache soll durch die gesprochene Alltagssprache ersetzt werden. An die Stelle der poésie pure tritt die unmittelbare Kunst, die in der Politisierung der Lyrik, der Hinwendung zur Alltagssituation und gleichzeitig – das machen Namen wie Rolf Dieter Brinkmann, Nicolas Born, Jürgen Theobaldy und Dieter Wellershoff deutlich – in einer radikal subjektiven Wahrnehmungsperspektive ihren Niederschlag findet. Dieses Verfahren, das „persönliche und gesellschaftliche Erfahrung (…) zueinander finden“ lässt, verdeutlicht das Gedicht „Der schöne 8.September“ aus Kelters drittem Gedichtband „Unsichtbar ins taube Ohr“ (1982). Hier werden einmal Kelters ...