Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Pia Elisabeth Leuschner
Stand: 15.09.2012
„It is our business to give people the thing that will make them say, ‚O yes I know what you mean.‘ (…) something they know and hadnʼt thought of saying." (Robert Frost, zitiert von Jan Wagner, in: „Die Sandale des Propheten“, 2011). Es mag an dieser Art von Wiedererkennungseffekt liegen – also an dem Gefühl von Beglückung, wenn wir als Leser für etwas von uns selbst vage Vor-Gewusstes eine gültige Formulierung finden –, dass das Werk Jan Wagners bei Rezipienten wie Rezensenten mit einer im Literaturbetrieb sonst raren Euphorie aufgenommen wurde. Stellvertretend für viele verkündete Hans-Dieter Fronz: „Ein neuer Gedichtband von Jan Wagner macht immer Freude“, und Gustav Seibt feierte den Dichter: „ein neugierig-weltfreundlicher (…) Abenteurer, (…) biedermeierfrei, bubenhaft überraschend, mit begeisternder Könnerschaft“.
Unentscheidbar, ob Wagners Werk solche Bewillkommnung auslöst, obwohl oder weil er schon seit seinem Debüt „Probebohrung im Himmel“ (2001) zahlreiche konventionell-normative Klischees über Lyrik um die Jahrtausendwende herausfordernd-unverfroren untergrub: dass traditionelle geschlossene Formen abgelebt seien, dass seit Benn Wie-Vergleiche und nach Celan Genitiv-Metaphern zum ‚Kanon des Verbotenen‘ zählen oder dass ein hochkarätiges zeitgenössisches Gedicht „per definitionem unverständlich ...