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Nation: | Deutschland |
von Roland Koch
Stand: 01.08.2007
„Das Vergangene oder die mit Patina belegte Zeit“, so äußerte Hermann Lenz Anfang der siebziger Jahre in einer Selbstbeschreibung, habe „all meine Arbeiten beeinflußt oder infiziert“. Er sei kein Mensch des Gegenwärtigen und erinnere sich oft daran, daß es „Gegenwart gar nicht gibt“, es gebe nur Vergangenheit. Das Unzeitgemäße, die betonte Verweigerung von Aktualität, eine eigentümliche Distanzhaltung, das nach rückwärts und nach innen Gewandte seiner Figuren, ihr Außenseiter- und Einzelgängerhaftes, die im „inneren Bezirk“ stillstehende Zeit seiner Prosa sind in der Tat auffällige und umstrittene Züge seines Werks. Der Autor, der seine erste Prosaarbeit (die Erzählung „Das stille Haus“, die schon viel von den genannten Merkmalen erkennen läßt) bereits 1938 veröffentlicht hat, geriet runde 35 Jahre später mitten in die ‚neue‘ Subjektivitätsdiskussion und erreichte erst dann eine gewisse Popularität – bis hin zur Verleihung des renommierten Büchner-Preises 1978. Diese Wende vom Geheimtip und Außenseiter des Literaturbetriebs (was nicht für seine stetige Tätigkeit als Rezensent gilt) zu einer Leitfigur des neuen literarischen Trends wurde eingeleitet durch den Einsatz eines wesentlich jüngeren Autors: Peter Handke ‚entdeckte‘ Mitte der siebziger Jahre ...