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Nation: | Deutschland |
von Detlef (Essay) Thiel und Klaus Peter (WV) Harmening
Stand: 01.10.2006
Auf „Kunst“ im ‚gemütlichen‘ Sinn verzichtet Hartmut Geerken ohne Spur von Resignation, vielmehr mit Absicht: intuitiv spielerisch, gelehrsam provokativ, bejahend schöpferisch. Sein gesamtes ‚Werk‘ lässt sich in pragmatischer Hinsicht kennzeichnen durch Begriffe wie Interaktion, Dissipation, Selbstorganisation, Fluktuation, Nichtlinearität. Es begrüßt Interventionen des Publikums, Störungen, Abweichungen, Zufälle: kein roter Faden, keine kohärenten Geschichten, keine „großen spannungsbögen“. In seiner sorgfältigen Chaotik bedeutet das eine tiefe Kritik an westlicher Zivilisation, sofern diese pervertiert scheint von abstrakter Ordnung und hierarchischer Determination, von blinder Zerstörung gewachsener Formen und Strukturen des Lebens.
Klassifizieren Zählen Einordnen? Geerken kann sich als ein extrem exakter Buchführer und Statistiker gebärden. Doch wie soll, in seinem Fall, die Triftigkeit jener bürokratischen Tätigkeiten gewährleistet bleiben? Geerkens Arbeiten lösen konsequent die traditionellen Grenzen zwischen den Genres auf, ineins damit den Begriff und die Praktiken des proprium, die eifersüchtige Trennung von Zonen des Eigenen und des Fremden, des Eigentlichen und des Belang- oder Besitzlosen, des Wesentlichen und des Beiläufigen. In solcher Grenzüberschreitung rücken die Formen der Kunst, der imaginativen Prozesse, in neuer Weise zusammen.
Geerkens ...