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Nation: | Deutschland |
von Carsten Rohde
Stand: 15.06.2020
David Wagner zählt zu einer Autorengeneration, deren biografische Wurzeln zwar noch im Kalten Krieg liegen und die somit manche Voraussetzungen mit der Nachkriegsgeneration teilt, deren gesamte intellektuelle, literarisch-kulturelle wie auch lebensweltliche Sozialisation aber bereits einer anderen Epoche zugehört, die sich teils als postmaterialistisches Biotop fernab der Schrecken des Jahrhunderts kennzeichnen lässt, teils aber auch, in Gestalt von Massenarbeitslosigkeit und der ökologischen Frage, typische spätindustrielle Krisensymptome aufweist. Die Epochenschwelle 1989 markiert für diese Autoren lebensgeschichtlich wie intellektuell sodann den Übergang in ein ‚erwachsenes‘ Zeitalter; der Zusammenbruch des Kommunismus geht einher mit der endgültigen Verabschiedung sozialistischer Utopien, wie sie für einen Großteil der Intellektuellen im 20. Jahrhundert lange Zeit leitend gewesen waren. Skepsis und Ironie sind nun die vorherrschenden mental-geistigen Zurüstungen, denen bereits in der Spätzeit der alten Bundesrepublik durch Denker wie Odo Marquard und Peter Sloterdijk der Weg bereitet wurde. Soziologisch-zeitgeistige Etiketten wie „Generation Berlin“ (Heinz Bude) oder „89er“ (Claus Leggewie) verweisen ebenfalls auf ein verändertes kulturelles Koordinatengefüge: Berlin wird nicht nur zum politischen Zentrum des gesamtdeutschen Staates, sondern auch zur Hauptstadt von Kunst und Kultur, zu einer Metropole mit globaler Ausstrahlungskraft. Im Zuge dieser ...