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Nation: | Deutschland |
von Helmut Schmitz
Stand: 15.09.2021
Barbara Köhlers Gedichte thematisieren sprachreflexiv Landes-, Identitäts- und Geschlechterbegrenzungen, wobei diese konstituierenden Perspektiven grammatikalisch unterlaufen werden. Ihr erster Gedichtband „Deutsches Roulette“ (1991), dessen Gedichte zum Teil aus den letzten Jahren der DDR stammen, gehört noch in den literar- und zeitgeschichtlichen Kontext der jungen DDR-Lyrik dieser Zeit, die sich, desillusioniert, dem Zugriff des restriktiven staatssozialistischen Systems durch Ambiguität und radikale Subjektivität zu entziehen suchte. Die den ganzen Band durchziehende Thematisierung von Grenzen und deren Überschreitung sowie die wiederkehrenden Fließ-, Fluss- und Meermetaphern, die häufigen poetischen Grenzverletzungen, Subversionen und Mehrdeutigkeiten kann man als Rückzug aus einer erstarrten Ideologie lesen, deren unüberschreitbare geografische und nationale Grenzen im Gedicht angesprochen und poetisch transzendiert werden: „Den Flüssen hier glaubt man nicht, daß sie ins Meer / wollen / Der Elbe bei Sachsen sieht man den Atlantik nicht an / und nicht die Gezeiten“ („Papierboot I“); „Die Elbe ist ein Grenzfluß sie fließt / von Südost nach Nordwest und kein Schiff / mit acht Segeln durchkreuzt meinen Traum“ („ELB ALB I“).
Das Gedicht ist der widersprüchliche Ort, an dem die nicht zu verwirklichenden, nicht lebbaren Sehnsüchte zum Ausdruck ...