Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Thomas Schaefer
Stand: 01.09.2022
Hätte sie nur wenige Jahre zuvor debütiert, Annette Pehnt wäre zweifellos unter dem in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gängigen Etikett „Fräuleinwunder“ subsumiert worden – ein flüchtiges Marketing-Phänomen des Literaturbetriebs, dessen Protagonistinnen im Allgemeinen eine intensive und schnelle Aufmerksamkeit erfuhren, sich aber, wie das Label als solches, in der Regel nicht lange halten konnten. Sowohl was die Thematik als auch den Stil ihres Debüts betrifft, hätte sich Pehnt allerdings nur schwerlich einem solchen Trend zuordnen lassen; gerade das Nonkonformistische prägt ihren ersten literarischen Auftritt.
Erklärungsmuster für Annette Pehnts Werk bieten ihre biografischen und literarischen Wurzeln an. So widmete sich ihre erste Buchveröffentlichung, eine Monografie über John Steinbeck, einem Vertreter jener Spielart amerikanischer Literatur, mit der man einen von Elementen des Phantastischen durchsetzten erzählerischen Realismus, eine karge, plot-orientierte Sprache, einen lakonischen Gestus und Weltblick sowie die Aufmerksamkeit für soziale Realität und von dieser ausgegrenzte Einzelgänger assoziiert. Aufschlussreich ist auch die Wahl ihres Promotionsthemas: Gegenstand der 1999 erschienenen Dissertation ist die Figur Suibhne Geilt aus der mittelirischen Erzählung „Buile Suibhne“, ein Vogelmensch, ein Ausgegrenzter, der im 20. Jahrhundert als „Mad Sweeney“ zu einer ...