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Nation: | Deutschland |
von Sonja Hilzinger
Stand: 01.08.2006
Für die Schreibweise von Anna Seghers war schon früh charakteristisch, was sie selbst die „zwei Linien“ nannte: „erzählen, was mich heute erregt, und die Farbigkeit von Märchen“. Der sie prägende „Originaleindruck“, die tiefe Bindung an ihre rheinhessische Heimat, die Stadt Mainz und den Rhein, gibt vor allem ihren im Exil entstandenen Romanen und Erzählungen die Leuchtkraft einer „Vaterlandsliebe“, der nie eine nationale, sondern stets eine soziale und historische Komponente innewohnt. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und eine ausgeprägte Sensibilität für Unrecht und Unterdrückung, die Empathie mit dem Leid anderer und der starke Wunsch, zur Schaffung einer besseren Welt beizutragen, sind Impulse, denen bereits die junge Seghers folgte. Die Grundkonzeption, die sich daraus für ihr Schreiben ergab, lässt sich mit dem Begriffspaar Passion und Erlösung beschreiben – allerdings in einem gegenüber dem christlichen Kontext erweiterten Sinn. Aufgewachsen in einem assimilierten jüdischen Elternhaus und zugleich in der christlich-abendländischen Tradition hat Seghers sich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und auch aufgrund ihres Anschlusses an die kommunistische Bewegung weitgehend von den genuin religiösen Inhalten des jüdischen wie des christlichen Glaubens gelöst, sie hat sie in einem säkularisierten Verständnis ...