Geburtstag: | |
Nation: | Volksrepublik China |
von Wolf Baus
Als Bai Xianyong und seine Schriftstellerfreunde, die meisten von ihnen Studenten und Absolventen der Fremdsprachenfakultät der Nationalen Taiwan-Universität NTU, in den späten fünfziger Jahren ihre ersten Erzählungen veröffentlichten, wurden diese von der Leserschaft aufgenommen wie ein Regen nach langer Dürre. Von einer “kulturellen Wüste” sprach man, um die Situation im Taiwan der fünfziger Jahre zu kritisieren. Fünfzig Jahre hindurch (1895–1945) hatten die Japaner die Einwohner der Insel einem rigorosen Japonisierungsprogramm unterzogen, hatten Japanisch zur Verkehrssprache gemacht und vor allem während des Krieges gegen China nichts unversucht gelassen, die Bindungen der Inselbevölkerung an die festländischen Chinesen zu zersetzen. Taiwanesische Soldaten hatten im japanischen Heer gegen Chinesen gekämpft. Eine schizophrene Situation entstand, als nach der Niederlage Japans die Insel an die Guomindang-Regierung fiel: Offiziell war Taiwan befreit worden, die meisten Inselbewohner fühlten sich vom Kolonialjoch erlöst und jubelten den Befreiern zu. Diese sahen aber nach acht Jahren eines schrecklichen, auszehrenden Krieges in den Befreiten zunächst einmal Kollaborateure Japans, und ihre Ressentiments wurden noch genährt durch den Eindruck, daß es den Befreiten während des Krieges in ihrer Unterdrückung offenbar besser ergangen war als den Befreiern. ...