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Nation: | Türkei |
von Katharina Müller
Stand: 15.05.2017
„Sie schmeißt ihre Ansichten wie Rauchbomben in die türkische Öffentlichkeit, dass allen die Augen tränen“, schreibt FAZ-Feuilletonistin Karin Krüger über die türkische Autorin Perihan Mağden. „Wenn sich der Nebel verzogen hat, sieht man klarer, auch wenn es schmerzt.“ (FAZ, 3. 10. 2008).
Tatsächlich nimmt Mağden kein Blatt vor den Mund. Nicht, wenn sie in ihren journalistischen Arbeiten die Mängel der türkischen Demokratie geißelt. Nicht, wenn die Figuren ihrer Romane sich gegen die Grenzen der Mehrheitsgesellschaft stemmen, wenn sie fluchen und morden, lieben und verzweifeln. Mağden ist klar, direkt, eigenwillig, auch deshalb gehört sie zu den wohl interessantesten Autorinnen der türkischen Gegenwartsliteratur.
Schon ihr Romandebut „Botenkindermorde“ (1991) ist seltsam, nicht zuletzt, weil es sich konsequent einem Genre verweigert: Eine Kriminalgeschichte, deren Ermittler nie wirklich ermittelnd tätig wird; ein Coming-of-Age-Roman, dessen ziellos reisender, fast beziehungsloser Protagonist kurzzeitig versucht, seinen Platz innerhalb der Gesellschaft seiner Heimatstadt zu finden und dann doch wieder flieht; Science-Fiction im besten Wortsinn, hat sich doch die Verwaltung eben jener Kleinstadt zu einem gigantischen Genmanipulationsprojekt hinreißen lassen, um ihrem Wohlstand und Fortschritt Ausdruck zu verleihen.