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Nation: | Kuba |
von Claudia Hammerschmidt
Stand: 01.06.2010
Cabrera Infante, der Meister des Sprachwitzes, unbändigen Humors und neobarocker Spielfreude, hat sich der Darstellung einer prägenden Abwesenheit verschrieben: Havannas, der Stadt der Städte, die er seit 1965 nicht mehr sah. Sein großes Thema ist die “Lost City” (wie sein Drehbuch von 1991 für Andy García heißt, das 2005 verfilmt wurde): ein verlorenes Paradies, das gerade im Verlust zur Obsession wird. So ist Cabrera Infantes Literatur – trotz seiner Annahme der britischen Staatsbürgerschaft 1979 – immer auch Exilliteratur, die versucht, Vergangenheit als Erinnerung im Text zu konservieren und so den Verlust mittels Schrift zu kompensieren. Seine Literatur dient dem Exorzismus seiner Besessenheit von Kuba und vor allem des vorrevolutionären Havanna der 1950er Jahre, das er in seinen Texten immer wieder aufsucht. Doch birgt dieser Exorzismus eine paradoxe ästhetische Position, derer sich Cabrera Infante immer bewusst war: nämlich die paradoxe Gleichzeitigkeit des Anspruchs, (vergangene) Realität abbilden zu wollen, und des grundlegenden Misstrauens in Sprache als realistischem Spiegel. Der ernsthaft ersehnte Exorzismus gerät dem obsessiven Leser Cabrera Infante immer auch zum literarischen Exerzitium, zur Sprachübung und Entfesselung von ...