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Nation: | Spanien |
von Horst Hina
Stand: 15.02.2014
„Warum hat die Fiktion eine solche Macht?“ Auf diese Frage gibt Jaume Cabré in seinem Essay „El sentit de la ficció“ (Die Bedeutung der Fiktion) zwei Antworten. Die fiktionalen Schöpfungen seien die „unmittelbare Antwort auf die Macht“, womit die politische, soziale, religiöse oder familiäre Macht gemeint ist. Die Fiktion werde dabei zu einer Art gesellschaftlicher Gegenmacht, die den Absolutsheitsanspruch der realen Macht infrage stelle und das Recht des Einzelnen, des Individuums zur Geltung bringe. Die Romane und Erzählungen von Jaume Cabré handeln von Individuen, die mit der Familie, der Gesellschaft, der Kirche, der herrschenden politischen Macht im Streit liegen, die einen Konflikt austragen. Meist unterliegen sie dabei, aber in ihrem Kampf wird die Problematik der Gesellschaft sichtbar, in der sie leben, und es wird ein Blick auf eine gerechtere Welt möglich.
Die zweite Antwort, die Cabré auf die obige Frage gibt, ist die, dass Literatur eine Metapher sei, „eine globale Metapher für das Leben“, und dass darauf ihre Überzeugungskraft beruhe. Die Romane von Cabré sind historische gesellschaftliche Abbilder, sie zeigen die widersprüchlichen Kräfte und Tendenzen, denen ihre Helden ausgesetzt sind. Fast alle ...