Geburtstag: | |
Nation: | Australien |
von Annick Hillger
Peter Carey gehört zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen australischen Literatur. Sein Schaffen kreist um ein Thema, das in verschiedenen Spielarten aufgenommen und variiert wird: Australien und die Suche der jungen Nation nach ihrer kulturellen Identität. Deshalb sind seine Texte durch Selbstbezüglichkeit und den Dialog mit der literarischen Tradition gekennzeichnet. Wie viele Autoren der neuen englischsprachigen Literaturen setzt sich Carey in besonderem Maße mit der Erzählliteratur des ehemaligen kolonialen Mutterlandes auseinander. Seine Texte nehmen Bezug auf Werke englischer Autoren und schreiben Erzählstränge fort, die ohne Abschluss geblieben oder verschüttet worden sind. Sie parodieren die literarischen Vorlagen und stellen Gegenentwürfe zum Kanon Englands dar. Insofern besitzen Careys Texte einen deutlichen postkolonialen Impetus.
Im gleichen Maß wie Carey die literarischen Traditionen Englands karikiert, hinterfragt er die Bilder und Stoffe aus der australischen Geschichte, die oft für die Definition einer nationalen Identität herangezogen werden. Seine Texte evozieren nationale Mythen und parodieren sie gleichzeitig. In selbstbezüglicher Ironie thematisiert Carey dabei den Akt des Erzählens und weist auf die Notwendigkeit hin, Geschichtsschreibung als einen Prozess zu begreifen, der kein Ende findet. Careys Texte sind daher vielstimmig; sie beschreiben ...