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Nation: | Portugal |
von Gerhard Wild
Stand: 01.06.2003
In einem der für ihn charakteristischen Selbstkommentare hat Fernando Pessoa vermerkt, seine späteren Biografen hätten es ganz einfach, da sich sein Leben auf das Datum seiner Geburt und das seines Todes beschränken werde: “Der Rest dazwischen gehört mir.” Mehr noch als die Biografie, die er selbst auf die Maske einer trunksüchtigen, manisch dem Schreiben verfallenen bürgerlichen Randexistenz reduzierte, stellt sein Schaffen zugleich vor editorische und poetologisch-ästhetische Probleme: Das Editionsproblem gründet in Pessoas offenkundiger Verweigerung, zu Lebzeiten seine literarische Produktion zugänglich zu machen: “Ich schreibe für die Kiste”, meinte er einmal mit Blick auf jene Truhe voll unveröffentlichter Manuskripte, die gleichsam als Reliquie einer Dichterexistenz der frühen Moderne in der Lissabonner Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Ihre allmähliche Aufarbeitung begründet Fernando Pessoas verspätete Wirkungsgeschichte. Von einzelnen Gedichten abgesehen, die zu Lebzeiten in nicht selten skandalumwitterten, aber fast immer kurzlebigen Avantgardemagazinen wie “Orfeu” (Orpheus, 1915), “Portugal Futurista” (Futuristisches Portugal, 1917), “Contemporânea” (Zeitgenössisches, 1920), “Athena” (1924/25) und “Presença” (Gegenwart, 1927 ff.) erschienen sind, besteht das Schaffen des bedeutendsten portugiesischen Dichters der Neuzeit aus mehreren Tausend unveröffentlichten Manuskriptseiten.
Kurz vor seinem Tod entwarf Pessoa ...