Geburtstag: | |
Nation: | Frankreich |
von Anja Hanten
Stand: 01.03.2003
Modianos Werk handelt von der Suche nach verlorenen Identitäten. Dieses Motiv ist zunächst, vor allem im Frühwerk, biografisch motiviert. Es hat seinen Ursprung in der deutschen Besatzungszeit in Frankreich, die für Modianos Eltern, vor allem für den jüdischen Vater, äußerst bedrohlich war und für Modianos Selbstverständnis als Schriftsteller fundamentale Bedeutung gewann.
Der Identitätsverlust der Figuren Modianos, der sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk zieht, wird oft durch den Verlust von Personaldokumenten und der Staatsangehörigkeit ausgelöst und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Emigration, Flucht und Verfolgung. Doch interessieren den Autor weniger das Ausmaß der deutschen Schreckensherrschaft und das Grauen des Holocaust als vielmehr das Milieu der sich auf der Flucht befindenden, meist osteuropäischen Emigranten sowie die Umstände der Kollaboration zwischen Juden und Deutschen.
Die Auseinandersetzung mit der ambivalenten Okkupationszeit weitet sich im späteren Schaffen Modianos zur Reflexion von Zeitlichkeit, von Verlust überhaupt aus. Der Identitätsverlust wird zur allgemeinen Erfahrung: „Nicht die Okkupation hat mich fasziniert, sondern andere Dinge. Mein Ziel ist es, zu versuchen, eine Welt im Dämmerlicht wiederzugeben. Ich greife auf die Zeit der Besatzung zurück, weil ...