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Nation: | Italien |
von Franco De Faveri
Die italienische Ungaretti-Rezeption (sie wurde in ihrer Entwicklung skizziert von Ossola 1975) hat die Neuartigkeit des lyrischen Tons dieses Dichters zuerst auf den Begriff der Erlebnisdichtung zu bringen versucht. Die Originalität der auffallend gebrochenen und gewollt unmusikalischen Form seiner frühen Gedichte wurde so gern auf die Unmittelbarkeit und Spontaneität eines Sagens zurückgeführt, dessen Nähe zur tagebuchmäßigen Aufzeichnung im Fronterlebnis des Soldaten Ungaretti im Ersten Weltkrieg seine Legitimation finde.
Die spätere Kritik wurde auf die Tatsache aufmerksam, daß die Spontaneität dieses Dichters mit harter Arbeit erkauft war (De Robertis 1931), und klar erkannt wurde nun auch der Zusammenhang zwischen Ungaretti, Mallarmés “poésie pure” und dem europäischen Hermetismus (Contini 1932 und zusammenfassend 1974).
Die Interpretation und Bewertung Ungarettis folgten von nun an Kriterien des Hermetismus: Das diaristische Moment in Ungarettis Dichtung wird deutlich geringer bewertet oder ganz geleugnet; Hugo Friedrich schließlich deutet Ungaretti in seinem berühmten Buch (1956) ausschließlich als metaphysischen Dichter der Absenz (nach dem Muster seiner Mallarmé-Interpretation). Vieles spricht für die Richtigkeit der Ungaretti-Darstellung Hugo Friedrichs. Man betrachte z. B. folgenden Text Ungarettis: “La sensazione ell'assenza radicale dell'essere è ...