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Nation: | Großbritannien |
von Karl Bauer
Seit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung von J. R. R. Tolkiens bekanntestem (und mit insgesamt über 1000 Druckseiten zugleich umfangreichstem) Romanwerk “Der Herr der Ringe” (1954/1955), mit welchem der Klett-Verlag 1969 eine Fantasy-Reihe mit dem beziehungsreichen Titel “Hobbit Presse” eröffnete, wurde der englische Autor nach beispiellosem Erfolg in Großbritannien und den USA auch in der Bundesrepublik fast sprunghaft zum Bestseller. Feuilleton-Kritiker nannten das Werk ein “episches Ungeheuer”, bestaunten die Vielfalt seiner phantastischen Bezüge, sprachen von der “Wiedergeburt der Mythologie”, kapitulierten vor der “Fabulierfreude und Erfindungswut eines belesenen Professors” oder versuchten dem zu entgehen, indem sie es als pubertäre Knabenphantasie brandmarkten. Über den literarischen Wert von Tolkiens Trilogie mochte man sich nur zögernd äußern. Zu unscharf schienen die zeitgemäßen Kriterien angesichts eines so unzeitlichen, archaisch anmutenden Werks. Man verglich Tolkien als ,Phänomen’ häufig mit dem von Leser-Generationen verschlungenen deutschen Vielschreiber Karl May (bei dessen literarischer Bewertung ähnliche Unsicherheiten auffallen), während die anglo-amerikanische Literaturwissenschaft sich bereits um differenzierte Werkdeutungen bemühte und einer der bekanntesten englischen Autoren, W. H.Auden, den Vergleich mit anerkannten literarischen Größen nicht scheute, wenn er ...