Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Russland |
von Klaus-Peter Walter
Stand: 01.11.1994
Vladimir Vojnovičs satirischer Roman „Moskau 2042“ (1986) handelt von dem erfolgreichen Versuch, den Sozialismus nicht in der Theorie, sondern in der Praxis ad absurdum zu führen, und bevor der Autor seinen Protagonisten per Lufthansa-Chronoplan als Zeuge dieses welthistorischen Experimentes in die Zukunft schickt, läßt er ihn in den USA mit dem Exilschriftsteller Sim Simyč Karnavalov zusammentreffen. Karnavalov arbeitet auf einem streng bewachten Besitz tief im Walde an einem 60-bändigen historischen Werk mit dem Titel „Die Graue Zone“ und probt täglich zu festgesetzter Stunde den triumphalen Einzug nach Moskau als neuer Zar. Karnavalovs äußerer Habitus, sein Festungskomplex, der religiöse Eifer, mit dem er Sozialismus und Kommunismus bekämpft, der rückwärtsgewandte Messianismus und die literarische Gigantomanie lassen nur einen Schluss zu: Hier wird der späte Aleksandr Solženicyn karikiert. Damit ahnte Vojnovič einen Teil jenes Spottes voraus, den Solženicyn mit seiner Denkschrift „Rußlands Weg aus der Krise“ (1990) auf sich zog.
Als Solženicyn mit der Erzählung „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ (Zeitschriftenvorabdruck 1962) mit einem Schlag weltberühmt wurde, deutete nichts darauf hin, dass er einmal zur Zielscheibe der Satiriker ...