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Nation: | Frankreich |
von Renate Kroll
Stand: 01.03.2000
Nathalie Sarraute gehört zu einer literarischen Bewegung, die sich in Frankreich in der Mitte der fünfziger Jahre zu formieren begann und deren Erzählwerke von der Literaturkritik mit dem zunächst hilfreichen, dann immer mehr umstrittenen Etikett nouveau roman versehen wurden. Umstritten deshalb, weil die Nouveaux Romanciers Michel Butor, Robert Pinget, Alain Robbe-Grillet, Claude Simon, Nathalie Sarraute und andere weder ein gemeinsames Programm hatten, noch sich je als Gruppe konstituierten – vielmehr großen Wert auf Abgrenzung und Distanz legten. Umstritten auch, da ihre Theorien zum Roman wie auch ihre literarischen Techniken so sehr voneinander abweichen, daß sich Nathalie Sarraute zum Beispiel eher in der literarischen Nachbarschaft von Henry Green oder Ivy Compton-Burnett als von Alain Robbe-Grillet befindet. Andererseits kann eine Zusammengehörigkeit so disparater Romanschriftsteller / innen nicht nur darin bestehen, daß sie großenteils im selben Verlag (den Editions de Minuit) erscheinen – wenn dies auch kein reiner Zufall ist.
Ohne den nouveau roman mythologisieren und ihn sich als monolithischen Block denken zu wollen, ist er doch eine soziologische, geographische und historische Realität: Erster Weltkrieg, Wirtschaftskrisen, Zweiter Weltkrieg, Massenverfolgungen, ...