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Nation: | Argentinien |
von Gerhard Wild und Juliana Kálnay
Stand: 01.06.2010
Überblickt man Ernesto Sábatos Werk, so fällt ein offenkundiges Übergewicht essayistischer Arbeiten gegenüber seinen belletristischen Texten auf. Dies ist vor allem auf die äußerst hohen ästhetischen Ansprüche und die extrem kritische Einstellung des Autors gegenüber dem eigenen Werk zurückzuführen. In einem Interview hat er sich über diese Einstellung sehr deutlich geäußert: „Ich glaube, jeder Schriftsteller hat gleich einer Bank seine Goldreserven, die er nicht in Geldscheinen emittieren sollte.“ So war es letztlich Sábatos Frau Matilde zu verdanken, dass der selbstkritische Autor das Manuskript seines ersten Romans, „Der Maler und das Fenster“ (1948), nicht ebenfalls in einem Anfall von Schaffenszweifeln vernichtete. Nach eigenen Angaben hat Sábato an die zehn fertiggestellte Romanmanuskripte verbrannt, weil sie seinen künstlerischen Ambitionen nicht genügten. Es konnte nicht ausbleiben, dass er die Vernichtung seiner Werke später mitunter bedauerte – so im Fall des während seines ersten Parisaufenthalts 1938 geschriebenen und verbrannten Romanmanuskripts von „La fuente muda“ (Die stumme Quelle). Tiefe Skepsis hegt Sábato indes nicht nur gegenüber seinem künstlerischen Schaffen, sondern auch gegenüber der Möglichkeit eines angemessenen Zugangs zur Wirklichkeit. Die ...