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Nation: | Mexiko |
von Eberhard Geisler
Stand: 01.08.1998
Brücke und Raum sind Metaphern, mit denen der Mexikaner Octavio Paz das Wesen literarischer Arbeit häufig bestimmt hat. Überblickt man sein Gesamtwerk, das eine Vielzahl von Essaybänden, Lyriksammlungen und monographischen Schriften umfaßt, dann scheinen in der Tat architektonische Vergleiche nicht unangebracht. Brücken schlagen, Räume eröffnen, Differenzen setzen, Symmetrien herstellen – diese konstruierende Tätigkeit war Pazʼ Leidenschaft. Sie bestimmt sowohl seine Texte als auch seine kulturpolitischen Bemühungen, in Mexiko eine unabhängige Kritik zu etablieren. Der erste Schritt, den er siebzehnjährig in die literarische Öffentlichkeit tat, war die Mitbegründung einer literarischen Zeitschrift („Barandal“, 1931). Zwei Jahre später folgten die „Cuadernos del Valle de México“; 1938–1949 gab er „Taller“ heraus, eine Zeitschrift, in der unter anderen verschiedene aus Spanien exilierte Autoren publizierten. 1971 erschien „Plural“, deren Titel Programm ist, ein Blatt, das 1976, offensichtlich aus politischen Unstimmigkeiten, eingestellt werden mußte. Ab 1977 leitete er schließlich die Monatsschrift „Vuelta“, deren Spannweite hier nur durch Beiträger wie Carlos Fuentes, Emile Cioran, Leszek Kolakowski oder Isaiah Berlin angedeutet sei. Weil es keine Kultur im Vakuum, keine Literatur ohne Kritik gibt, galt Pazʼ Arbeit ...