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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Werner Jung
Als grundsätzlich verfehlt müssen Rezeptionshaltungen angesehen werden, die aus Henry Miller umstandslos einen Antihumanisten und Pornographen oder aber einen anarchistischen Guru und Heiligen machen wollen. Darin irren sich die Feministinnen Simone de Beauvoir und Kate Millet ebenso wie die Hippies der sechziger Jahre, die Miller zu einem ihrer Hohenpriester zu küren versucht haben. Sucht man nach einer passenden Beschreibung Henry Millers, dann trifft wohl am ehesten noch Ludwig Marcuses Feststellung zu, daß Millers Porträt einer “Serie von Paradoxen” ähnelt. Er ist Romantiker und Zyniker, Barbar und Humanist, Pornograph, Frauenverächter und zärtlicher Liebhaber und Vater zugleich, Künstler und Lebemann, auf jeden Fall aber und in allem ein Fanatiker. Ein fanatischer Monomane des 20.Jahrhunderts, der sein Leben lang ausschließlich um sein Ich kreist, es lebend und im Schreiben verdoppelnd in den Mittelpunkt der Welt stellt. Bereits in einem frühen Brief an Anaïs Nin, die engste Vertraute seiner Pariser Jahre, heißt es an einer Stelle: “Es gibt keine Trennung von Leben und Kunst, von Kunst und Liebe und so weiter.” Wohlgemerkt: Dieser Satz stammt aus dem Jahre 1933, dem ...