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Nation: | Frankreich |
von Eberhard Geisler
Es dürfte mittlerweile zu einem Topos der Michaux-Kritik geworden sein, jeden Versuch, eine Einführung in dessen Werk zu geben, mit dem Hinweis auf die besonderen Schwierigkeiten zu beginnen, denen sich ein solches Vorhaben gegenübersieht. Michaux ist in der Tat ein Autor, der sich wie nur wenige andere gegen rasche Einordnungen seitens der Kritik sperrt. Seine Kurzprosa und Lyrik ist keiner literarischen Schule zuzurechnen. Er ist ein Grenzgänger, der es liebt, sich an den Rändern literarischer Gattungen aufzuhalten, und der in seinen Aufzeichnungen von Drogenerfahrungen beispielsweise sowohl die Inbrunst des Mystikers als auch die strenge Beobachtung wissenschaftlicher Prosa kennt. Daß er sich nur äußerst selten und ungern fotografieren ließ, legt den Schluß auf einen radikalen Unwillen nahe, identifiziert zu werden und identifizierbar zu sein. Beunruhigt von der traumatischen Vision, jemand könne sich mit seinem eigenen – d. h. des Autors – Gesicht entfernen, er selbst also plötzlich ohne Identität zurückbleiben – schreibt er einmal –, habe er es sich präventiv zur Methode gemacht, auf ein eigenes Gesicht zu verzichten: „Ich habe seit zwanzig Jahren aufgehört, mich an meine Züge zu halten.“ Schließlich ...