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Nation: | Russland |
von Dietrich Wörn und Doris Burkhardt
Das literarische Werk Jurij Kazakovs ist dem Umfang nach ziemlich bescheiden. Es umfaßt gut dreißig Erzählungen; hinzu kommen einige literarische Skizzen, etwa das lyrisch gestimmte “Nördliche Tagebuch” (1960), einige literaturkritische Stellungnahmen zur sowjetischen Gegenwartsliteratur und zum eigenen Schaffen, sowie sehr persönliche Erinnerungen an den Förderer K.Paustovskij (“Poedemte v Lopšen'gu”; Fahren wir nach Lopšen'ga, 1977). Die Prosa Kazakovs ist aber von so großer persönlicher Eigenart, daß sie auch dann noch ihre Frische und Bedeutung behalten wird, wenn die Werke prominenterer sowjetischer Prosaiker der beiden Jahrzehnte nach Stalins Tod nur noch von historischem Interesse sein werden.
Die Erzählungen Kazakovs stehen in der Tradition der Kurzprosa I.Turgenevs, A.Čechovs und I.Bunins. Sie zeichnen sich aus durch die eindringliche Darstellung der seelischen Stimmungen und emotionalen Reaktionen von Figuren, die aus dem Alltag heraus in konfliktgeladene Situationen zwischenmenschlicher Bewährung gestellt werden. Kazakov erfindet keine spannende äußere Handlung, sondern konzentriert sich ganz auf die nuancierte Darstellung der ,inneren Biographie’ seiner schwierigen, oft einsamen und wenig heldischen, ja moralisch fragwürdigen Gestalten. Er verzichtet auf die wertende Einmischung des Erzählers und liebt den offenen ...