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Nation: | Griechenland |
von Danae Coulmas
“Ich bin griechisch; nicht Grieche, sondern griechisch”, pflegte der “alte Dichter von Alexandria” zu sagen. Hinter der Selbstgefälligkeit dieser Bemerkung eines Griechen, der an der Peripherie des helladischen Raums lebte, steckt eine seltene, aber präzise Vorstellung von “Griechischsein”. Sie hat ihren Ursprung in der Welt des Hellenismus, deren Mittelpunkt Alexandria war, in einer historischen Periode also, in der für die Griechen “der Patriotismus der Kultur den Patriotismus der Nation ablöste. (…) Kavafis gehört mit seinem ganzen Wesen zu jener Zivilisation der Koine, der griechischen Gemeinen, zu jenem immensen, äußeren Griechenland, das im Laufe der Jahrhunderte sich geduldig gebildet und neugestaltet hat, eher durch kulturelle Verbreitung als durch Eroberung” (Marguerite Yourcenar). Die Lyrik von Konstantin Kavafis wächst aus diesem Boden der Spätantike und des frühen Christentums, hat aber wenig mit Historismus zu tun; sie entspringt einem modernen Bewußtsein.
Konstantin Kavafis ist im Alexandria des 19.Jahrhunderts in einer Familie aufgewachsen, die aus Konstantinopel stammte, einer anderen historisch bedeutenden Stadt an der Peripherie des heutigen Griechenland. Alexandria und Konstantinopel, die beiden Städte seiner Abstammung, prägten sein Bewußtsein, “nicht Grieche”, sondern “griechisch” zu sein. ...