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Nation: | Israel |
von Ute Bohmeier
Stand: 01.11.1992
Die zionistischen Ideale des Aufbauens und Aufgebaut-Werdens prägten die Menschen und ihre Literatur im Palästina der ersten Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts. Als sich Ende der dreißiger Jahre abzeichnete, dass sich die Utopie eines neuen Staates der Juden verwirklichen ließ, und als er in den 1940er Jahren erkämpft wurde, trug die Literatur bewusst zur nationalen Identitäts- und Sinnstiftung bei. Doch bereits um 1950 setzten eine Auflösung der kollektiven Identität in unterschiedlichste Individualitäten und eine kritische Selbstbefragung ein. Zusammen mit der Erweiterung der sprachlichen, stilistischen und formalen Mittel sowie der Wiederentdeckung Agnons, der Rezeption Kafkas, des französischen Existenzialismus und amerikanischer Autoren führte dieser Prozess um 1960 zur Emanzipation der israelischen Literatur.
Die Autoren der ersten Jahrhunderthälfte stammten fast alle aus Osteuropa. Die einst aus Spanien vertriebenen orientalischen Juden in Palästina, die Sefardim, besaßen seit dem 18.Jahrhundert nur noch geringe Bedeutung. Zu Beginn der zionistischen Einwanderung 1881 zählten sie etwa 20000 Personen, die aus Europa stammenden Aschkenasim kaum 4000. Die politische und kulturelle Führung übernahmen sofort die Neueinwanderer, die russischen Pogromen entflohen waren oder von zionistischen Ideen getragen wurden und häufig ...