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Nation: | Türkei |
von Gisela Kraft und Wolfgang Riemann
Nazım Hikmets Berühmtheit ist von massenpsychotischer Art, sie beruht am wenigsten auf der Kenntnis seines Werkes. Sein Leidensweg durch türkische Gefängnisse und sein glühendes Bekenntnis zum kommunistischen Humanismus haben ihn zum Idol auch jener Gleichgesinnten werden lassen, denen seine Dichtung nur bruchstückweise vertraut ist. Immerhin, ein einzelner Satz wie dieser: “Da drinnen schweigen wir, wie eine Kugel im Gewehrlauf schweigt”, weist schon poetische Energie aus, die sich im Gesamtwerk bestätigt. Hikmet hat es verdient, daß die Leser in aller Welt ihn endlich genauer zur Kenntnis nehmen, daß die Bewunderung für den Humanisten aus voller kritischer Erfahrung auf den Dichter ausgedehnt wird. Auch in der Türkei steckt diese Arbeit noch in den Anfängen, da das langjährige Verbot seiner Schriften ihre Lektüre verhinderte und lediglich die Mythenbildung vorantrieb.
Hikmets Jugend – mehrere Ortswechsel bis zur Niederlassung in Istanbul, Scheidung der Eltern in seinem sechzehnten Lebensjahr, die erste Besetzung Istanbuls durch alliierte Mächte, die sich den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches kolonialistisch zunutze machen wollten (1918) – kann nicht ,behütet’ genannt werden. Doch bot die Familie, die der führenden osmanischen ...