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Nation: | Kolumbien |
von Eberhard Geisler
Stand: 01.03.2011
Unübersehbar sind die Schwierigkeiten einer Kategorisierung: Als Gabriel García Márquez am 21. Oktober 1982 den Nobelpreis für Literatur erhielt, wurde er am selben Abend in den „tagesthemen“ der ARD als „Dichter der Unterdrückten“ apostrophiert. Das gerade für Lateinamerika zentrale Thema der Gewalt hat der kolumbianische Autor in der Tat immer wieder, und aus der Sicht der Opfer, zu seinem gemacht; seine Bücher zeugen von den Verheerungen, die eine nordamerikanische Kolonialpolitik im Süden des Kontinents angerichtet hat, und auch in seinen journalistischen Arbeiten – den Reportagen etwa über den von kubanischen Truppen unterstützten angolanischen Befreiungskampf – hat er sich mit der sozialen Wirklichkeit Partei nehmend auseinandergesetzt. Und dennoch – so sehr eine solche Apostrophierung ihr Recht hat, so sehr sie gar ein Ehrentitel ist, so sehr ist sie auch abgegriffen und tut dem Werk Gewalt an, indem sie es auf seinen moralischen Aspekt reduziert. Wenige Wochen später veröffentlichte eine Berliner Programmzeitschrift ein Interview mit dem Preisträger. Dies ist nicht nur insofern bemerkenswert, als es zeigt, dass García Márquez in der Bundesrepublik längst nicht mehr allein von einem ...