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Nation: | Großbritannien |
von Andrea Paluch
In ihren Gedichten bezieht Carol Ann Duffy eine Position, von der aus das Normale befremdlich erscheint, der common sense als das Unübliche. Dies gelingt ihr durch das Mittel des dramatischen Monologs, bei dem der Leser die Sicht des Sprechers teilen muss, um einen Zugang zu dem Gedicht zu finden. Eine individuelle Figur spricht in einer konkreten Situation zu einer anderen Figur und präsentiert sich dabei mit ihren sie bewegenden, meist selbst unerkannten Problemen. In Duffys Gedichten können die Sprecher psychisch Kranke sein (“Psychopath”, in: “Selling Manhattan”, 1987), ein Indianer, der New York verkauft (“Der Verkauf von Manhattan”, in: “Selling Manhattan”), ein frierendes Aktmodell (“Stehender Weiblicher Akt”, in: “Standing Female Nude”, 1985), ein muslimisches Mädchen (“Ein Mädchen spricht”, in: “Standing Female Nude”), jüdische Überlebende des Holocaust (“Sternschnuppen”, in: “Standing Female Nude”) oder eine Katze (“Dies Natalis”, in: “Selling Manhattan”). Immer wieder verlässt Duffy die Ebene der Hochsprache, lässt ihre Charaktere Dialekt oder Alltagsenglisch reden (“Gesamtschule”, in: “Standing Female Nude”; “Psychopath”). Das Besondere am dramatischen Monolog ist, dass der Leser einen unmittelbaren Einblick in die Empfindungs- und Phantasiewelten des Sprechers bekommt, als Beobachter ...