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Nation: | Frankreich |
von Heinz Klüppelholz
Ein umfangreiches, nahezu unübersehbares Werk macht es nicht gerade leicht, einem dem Wort wie dem Auge gleichermaßen verpflichteten Künstler literarkritisch gerecht zu werden; dabei finden nur noch wenige Schriften Cocteaus Anklang beim Publikum und werden kaum noch verlegerisch betreut. Sie sind Ausdruck einer ständigen formalen Erneuerung, die schon oberflächlich ablesbar ist an der Terminologie der Selbstklassifizierung: “Poesie”, “Romanpoesie”, “kritische Poesie”, “Theaterpoesie”, “graphische Poesie” und “Filmpoesie”. Poesie also bleibt, so unterschiedlich die Hervorbringungen der vielseitigen Begabung Cocteaus sind, ein durchgängiger Leitfaden seines Werks.
Bei solchen Klassifizierungsvorgaben verwundert es keineswegs, daß es vor allem die Lyrik ist, die den jungen Mann zuerst gefangennimmt. Es ist eine besondere Ehrung für den Pennäler, daß seine frühen Gedichte im Théâtre Fémina von dem renommierten Schauspieler Édouard de Max rezitiert werden. Cocteau veröffentlicht seine erste Gedichtsammlung “La lampe d'Aladin” (Aladins Wunderlampe), der bald der “Prince frivole” (Der frivole Prinz) und die “Danse de Sophocle” (Sophokles' Tanz) folgen. All diese Jugendschriften Cocteaus bezeugen eine Schwärmerei für vollendete Poeten, denen er nachzueifern sucht. Erst später, bei der Abfassung von “Le Potomak” (Das Potomak, 1924), wird ihm bewußt, wie sehr die eigene ...