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Nation: | Rumänien, Frankreich |
von Ulrich Schoeter
“Und ich denke mir einen idealen Moralisten – eine Mischung aus lyrischem Schwung und Zynismus: exaltiert und eiskalt, zerstreut und voll beißendem Spott; einem Rousseau ebenso nahe wie einem Choderlos de Laclos; Sade und Vauvenargues, Taktgefühl und die Hölle in sich vereinend (…).” (“Lehre vom Zerfall”, 1949)
Beschrieben wird hier der “ideale Moralist”. Doch es könnte sich genauso gut auch um ein Selbstporträt des Schriftsteller-Philosophen E. M. Cioran handeln. Nicht von ungefähr sieht mancher Kritiker in Cioran, der als einer der “sprachgewaltigsten Aphoristen und Essayisten” (François Bondy) in Frankreich angesehen wird, auch den modernen Vertreter der aphoristischen Tradition der Moralisten wie La Rochefoucauld, La Bruyère und Chamfort. Doch der radikale Skeptiker und antisystematische Literat geht über die deskriptive Literarisierung menschlicher Verhaltensweisen hinaus, indem er sich leidenschaftlich mit metaphysischen Fragestellungen auseinandersetzt, was ihm laut Claude Mauriac den Titel eines “Metaphysikers des Nichts” eintrug.
Bevor der gebürtige Rumäne wie mancher seiner Kompatrioten (Tristan Tzara, Isidore Isou, Mircea Eliade und Eugène Ionesco) in Frankreich zu literarischem Ruhm gelangte, schrieb er ...