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Nation: | Frankreich |
von Brigitte Sändig
Stand: 01.06.2008
Camus' geistiger und literarischer Werdegang ist untypisch für französische Schriftsteller und Intellektuelle. Er wuchs vaterlos, unter prekären materiellen Bedingungen im kolonisierten Algerien auf und war vom Beginn seines Lebens an besonderen Spannungen unterworfen: zwischen der nationalen Zugehörigkeit zur Kolonialmacht Frankreich auf der einen Seite und der sozialen Benachteiligung als Angehöriger der armen französischen Siedlerschicht im Kolonialland auf der anderen, zwischen seiner Zugehörigkeit zur französischen Kultur und Zivilisation und seiner Liebe zur algerischen Natur und Landschaft. Camus schienen diese widersprüchlichen Seiten seines Daseins miteinander vereinbar; in seiner Person und seinem Werk konnten sie tatsächlich zusammenfließen – sie offenbaren sich dort als bleibende Hinwendung zur algerischen Sonnenlandschaft, die Camus mit hoher Sprachkultur beschreibt, und als ständig waches Bewusstsein für soziale und nationale Diskrepanzen.
Eine weitere Besonderheit seines Schaffens – die Camus mit anderen Repräsentanten des französischen Geisteslebens des 20. Jahrhunderts teilt – ist, dass es aus einem literarischen, einem philosophischen und einem tagespolitisch-journalistischen Strang besteht. Die journalistischen Arbeiten waren dem Broterwerb und den Zwängen der Zeit geschuldet. Die Unentschiedenheit zwischen Literatur und Philosophie war für Camus in der Jugend ein Problem, ...