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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Regina Kossek
Stand: 01.03.2001
„Ich schreibe über Krankheit. Warum? Weil ich über heute schreibe. Nicht über das, was heute geschieht, sondern über das Heute selbst.“ Paul Bowlesʼ Beharren auf dem Pathologischen unter der glatten Oberfläche der Wohlstandsgesellschaften, die Sprödigkeit seiner Texte und die Entlegenheit der Schauplätze haben es Kritik und Lesern nicht leicht gemacht. Auch sein Leben fernab vom westlichen Kulturbetrieb mag eine breite Rezeption seiner Prosa verzögert haben. In den achtziger Jahren wurde Bowles als Klassiker der Moderne in den USA und in England plötzlich wiederentdeckt und findet seitdem auch in Frankreich und Deutschland große Beachtung. Die späte Bereitschaft zur Identifikation mit seinem Werk scheint das gewachsene Krisenbewußtsein in der westlichen Welt zu spiegeln. Seit der Verfilmung von „Himmel über der Wüste“ (1949) durch Bernardo Bertolucci (1990) spinnen Journalisten aus aller Welt eine Legende um sein Leben, von der Bowles nicht zu Unrecht fürchtet, sie könne auch auf seine Literatur ein falsches Licht werfen.
Bowlesʼ Urteil über Entfremdung und Indifferenz war von Beginn an vernichtender, sein Infragestellen von Fortschrittsgläubigkeit und Zweckrationalität radikaler als die vergleichbarer amerikanischer Schriftsteller. ...