Geburtstag: | |
Nation: | Irland |
von Claudia Pfeiffer
In Literaturkritiken, Interviews und nicht zuletzt in seinen eigenen Romanen offenbart John Banville eine Auffassung von Kunst, die ebenso unprätentiös wie schwer zu fassen ist.
Die sich seit dem 19. Jahrhundert verändernde Weltsicht, die Automatisierung der Lebenswelt, das Schwinden des Vertrauens auf eine verbindliche Weltordnung verwehren nach Banvilles Meinung jedem seriösen Schriftsteller den Schritt zurück zu vormodernen Konzeptionen von Literatur. Zugleich warnt er vor einer Reduzierung der Moderne auf formale Neuerungen. Konsequenterweise kritisiert er das selbstgefällige Experimentieren des nouveau roman, dem er eine Verbindung zum täglichen Leben abspricht, ebenso wie einen nur auf Abbildung sinnenden Realismus. Ziel von Banvilles Werk ist es, den alltäglichen Dingen auf den Grund zu gehen, die ihnen innewohnende Wahrheit ans Licht zu bringen und durch diese Intensivierung des Erlebens wiederum Einfluss auf das Leben zu nehmen.
Die 1970 veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung “Long Lankin” widmet sich formal teilweise sehr ambitioniert dem Erleben alltäglicher, aber entscheidender Situationen. Neun Erzählungen und die Novelle “The Possessed” (Die Besessenen) kreisen subtil um die einer alten Ballade entlehnte Figur des Long Lankin, die Glück und Freundschaft zerstört. Ähnlich wie bei James Joyces “Dubliner” (1914) können ...