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Nation: | Guatemala |
von Gerhard Wild
Miguel Angel Asturias' Werk ist weniger umfangreich und spektakulär als die Produktion von Autoren wie Gabriel García Márquez und Mario Vargas Llosa. Indes wurde oft übersehen, daß gerade Asturias' Schaffen zu dem vor allem mit diesen Autoren assoziierten Aufstieg der südamerikanischen Literatur zur Weltgeltung beitrug. Hatte die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an die chilenische Lyrikerin Gabriela Mistral am Ende des Zweiten Weltkriegs kaum internationale Beachtung gefunden, so begann mit dem 1967 an Asturias verliehenen Literaturnobelpreis die Reihe bedeutender europäischer Auszeichnungen lateinamerikanischer Autoren – Pablo Neruda, Gabriel García Márquez, Augusto Roa Bastos, Octavio Paz, Ernesto Cardenal –, durch die Lateinamerika für die westliche Welt zum Literaturkontinent schlechthin wurde. Aus heutiger Sicht mag man daher an eine schicksalhafte Fügung glauben, wenn Asturias den Nobelpreis im selben Jahr erhielt, in dem mit Gabriel García Márquez' “Hundert Jahre Einsamkeit” jenes Werk erschien, das am nachhaltigsten das literarische Bild der Neuen Welt prägen sollte. Aus literaturhistorischer Sicht erscheint freilich gerade die – mittlerweile zur kalkulierten Mischung von phantastischer Andersheit und poetischer Ausdrucksstärke verfestigte – Ästhetik neuerer lateinamerikanischer Dichtung ohne Asturias kaum möglich, wenngleich der ...