Hätte es in den 90er Jahren eine Publikumswertung nach Eiskunstlaufwettbewerben gegeben - Philippe Candeloro wäre zum Seriensieger des Jahrzehnts geworden. Der Franzose italienischer Abstammung faszinierte über Jahre die Zuschauer mit seinen künstlerischen Darbietungen. Das Enfant terrible des internationalen Eiskunstlaufs beeindruckte als ausdrucksstarker, kreativer Kürläufer, Exzentriker auf dem Eis, Showtalent und Pirouettenkönig. Schon zu Beginn seiner erfolgreichen Amateurlaufbahn sagte man ihm "Profiallüren" nach, rügte sein sehr subjektives Verständnis von Eiskunstlauf als "Spektakel auf dem Eis".
Doch das Publikum liebte den ideenreichen Eisartisten, der in seinen Kürprogrammen bis zu sechs Dreifachsprünge und zwei dreifache Axel zeigte. Candeloro präsentierte von ihm, seinem Trainer André Brunet und dem Choreographen Giuseppe Arena neuentwickelte Pirouetten; eine dieser Figuren wurde sogar nach ihm "Candeloro-Pirouette" benannt. Am Ende seiner Amateurlaufbahn erhielt er für seine Darbietung als Musketier D'Artagnon die Traumnote 6,0 in der Wertung für den künstlerischen Ausdruck und durfte in Nagano zum zweiten Mal die olympische Bronzemedaille in Empfang nehmen. Damit feierte er ...