Zu seinen Leb- und Amtszeiten wurde Avery Brundage, der große Bewunderer Deutschlands, besonders in den Medien der Bundesrepublik immer wieder als der Mann gefeiert, der die Olympische Bewegung nicht nur durch die Turbulenzen der Nachkriegszeit rettete, sondern auch die Weichen für ihre heutige Solidität stellte. Neuere sporthistorische Untersuchungen ergeben ein völlig anderes Bild. Die heutige Stärke der Olympischen Bewegung entwickelte sich weniger wegen, vielmehr trotz der Person Brundages. Zu diesem Wandel in der Einschätzung seiner Rolle trug pikanterweise eine der letzten Entscheidungen des 1975 gestorbenen Amerikaners in erheblichem Maße selbst bei. Brundage war über die Entwicklung des IOC in den letzten Monaten seiner Amtszeit sowie in den Jahren bis zu seinem Tod so verbittert, daß er seine gesamte olympische Korrespondenz testamentarisch nicht etwa dem IOC, sondern der University of Illinois (Chicago) sowie als Kopie dem Bundesinstitut für Sportwissenschaften vermachte. So ist es heute jedem Wissenschaftler möglich, mehr als deutliche Einblicke in das Leben ...