Herkunft
Sofia Carmina Coppola wurde am 14. Mai 1971 als jüngstes Kind und einzige Tochter des weltberühmten Regisseurs Francis Ford Coppola in New York City geboren und wuchs im kalifornischen Napa Valley auf. Ihre Mutter Eleanor (Neil) Coppola war ebenfalls Filmemacherin. Auch C.s sechs Jahre älterer Bruder Roman wurde später in diesem Metier tätig. Ihr ältester Bruder Gian-Carlo starb mit 22 Jahren 1986 bei einem Motorbootunfall. Die Schauspieler Nicolas Cage und Jason Schwartzman sind ihre Cousins.
Ausbildung
Ihre Leinwandkarriere begann C. bereits als Baby. Kaum ein paar Wochen alt, war sie als Michael Corleones neugeborener Sohn in Coppolas "Der Pate" zu sehen, turnte dann als Kleinkind durch seine Filme "Apocalypse Now", "The Outsiders" und "Rumble Fish" und spielte als Teenager die Tochter Mary von Al Pacino in Coppolas "Der Pate III" (1990). Im Gegensatz zum hochgelobten Abschlussteil der "Godfather"-Trilogie aber wurde die im Grunde kamerascheue C. von der Kritik überwiegend geschmäht und wandte sich danach zunächst vom Filmgeschäft ab. Während der Highschool-Zeit hospitierte C. bei Karl Lagerfeld im Haute-Couture-Unternehmen "Chanel" in Paris. Nach dem Schulabschluss 1989 studierte sie zunächst ein Semester Fotografie am Mills College in Oakland, Kalifornien, und ab 1991 mehrere Jahre Malerei am California Institute of Arts in Valencia.
Wirken
Berufliche AnfängeIn den ersten 1990er Jahren wandte sich C. verstärkt der Fotografie zu und machte Aufnahmen für Modemagazine wie "Paris Vogue". Zudem wurde sie Mitbegründerin, Model und Designerin des insbesondere in Japan erfolgreichen Modelabels "Milkfed", entwarf die Kostüme für Filme wie "Life without Zoe" oder "The Spirit of '76", schrieb ab und an mit ihrem Vater an Drehbüchern und kehrte sporadisch auch vor die Kamera zurück.
Wechsel ins RegiefachEnde der 1990er Jahre fand C., die nach Meinung ihres Vaters immer schon die "geborene Filmemacherin" war, schließlich ihren Platz hinter der Kamera und debütierte als Regisseurin, Co-Autorin und Co-Produzentin 1998 mit dem 14 Minuten dauernden Schwarz-Weiß-Film "Lick the Star", der an der kalifornischen St.-Helena-Highschool entstand. Die internationale Aufmerksamkeit sicherte sich C. mit ihrem ersten Kinofilm "The Virgin Suicides" (1999), zu dem sie das Drehbuch nach Jeffrey Eugenides' gleichnamigem Roman verfasst hatte. Die Kritiker lobten ihr Regiedebüt, das die Geschichte von fünf freiwillig aus dem Leben scheidenden Mädchen erzählt, u. a. wegen der klugen, melancholischen Bilder für das Erwachsenwerden als bemerkenswert.
Durchbruch mit "Lost in Translation"Der Durchbruch gelang C. 2003 mit dem suggestiven, in Venedig uraufgeführten Hoteldrama "Lost in Translation", mit dem sie endgültig aus dem Schatten des berühmten Vaters trat. In dem mehrfach preisgekrönten Film lässt C., die selbst längere Zeit in Tokio gelebt hatte, eine Frau und einen Mann aus den USA in das moderne Japan reisen und aus deren Begegnung im durchgestylten Tokyo Park Hyatt eine zarte Liebesgeschichte erwachsen, die auch eine Begegnung zweier Krisen ist: Der Midlife-Crisis eines alternden Schauspielers (Bill Murray) und der Orientierungskrise einer frisch vermählten Frau Anfang 20 (Scarlett Johansson). Dieser leise Film über eine fast zeichenlose Liebe lebt, so die Süddeutsche Zeitung (7.1.2004) "in weiten Teilen von Sofia Coppolas Gespür für Räume und Musik und vor allem davon, dass sie sich völlig in ihren Charakteren verliert", und bezieht seine Eindringlichkeit nach Ansicht des Tagesspiegel (7.1.2004) aus der Tatsache, "sich selber und seine scheinbar kleine Geschichte so wenig erklären" zu müssen. Nach Einschätzung der Neuen Zürcher Zeitung (7.1.2004) gelang C. mit diesem Film "eine wunderbare Gratwanderung zwischen dem Komischen und dem Erhabenen". Als erst dritte Frau in der Geschichte des Academy Awards wurde C. 2004 für einen Oscar in der Sparte "Beste Regie" nominiert, sie erhielt die Auszeichnung dann aber für das beste Original-Drehbuch.
Filme über Identitätssuche und -kriseFür Buch, Regie und Produktion war C. auch bei ihrem Biopic "Marie Antoinette" (gespielt von Kirsten Dunst) verantwortlich, das 2006 in die Kinos kam. Sie zeichnete darin das Porträt der französischen Königin Marie-Antoinette von ihrer Verlobung mit dem Dauphin und späteren König Ludwig XVI. bis hin zur Flucht des Paares aus Paris während der Französischen Revolution. Sie habe "soziale und politische Zusammenhänge" dabei ausgeblendet und sich "ganz auf die subjektive Sicht ihrer Hauptfigur" eingelassen, "die sich mit Kauforgien, Partys und einer schalen Affäre aus der Langeweile und der strengen Etikette flüchtet", resümierte der film-dienst (22/2006). Der Streifen, der seine Weltpremiere bei den Festspielen in Cannes 2006 hatte, konnte die nach dem fulminanten Erfolg von "Lost in Translation" erwartungsvollen Kritiker nicht überzeugen. DIE WELT (26.5.2006) befand, C. habe Marie-Antoinette "als Party-Königin" porträtiert und eine "Ausstattungsorgie" gefeiert (31.10.2006). Die Süddeutsche Zeitung (26.5.2006) betitelte das Werk als "Zuckertorte" und die tageszeitung (2.11.2006) beschrieb es als "zuckersüß, frivol, naiv".
"Sofia Coppolas Filme erzählen von der Identitätssuche und der Identitätskrise" schrieb der film-dienst (23/2010), was auch für ihre Tragikomödie "Somewhere" (2010) über die traurigen und monotonen Seiten des Starruhms gilt, für die C. als erste Amerikanerin den Goldenen Löwen beim Filmfestival von Venedig erhielt. Der Film handelt von dem Schauspieler Johnny Marco (Stephen Dorff), der in den späten Dreißigern seines Lebens sein hohles Hollywood-Dasein mit Partys, Alkohol und Sex bekämpft und zwischendurch immer wieder Besuch von seiner elfjährigen Tochter Cleo (Elle Fanning) erhält, die erwachsener als ihr Vater erscheint. Die Reaktion der Kritiker auf das Werk war weitgehend positiv. die tageszeitung (11.11.2010) nannte es "einen wunderbar atmosphärischen Film" und die Regisseurin eine "Meisterin des Stimmungskinos", die Frankfurter Rundschau (13.9.2010) fand, es sei C.s. "bislang vollkommenster Film" und der Tagesspiegel (10.11.2010) bezeichnete ihn sogar als einen "Geniestreich".
Drei Jahre später kam die Krimikomödie "The Bling Ring" (2013) von C., der "wichtigsten Regisseurin unserer Zeit" (SZ, 30./31.10.2010), in die Kinos, wieder "ein Dokument des gelangweilten Lebens" (SZ, 16.8.2013), mit Harry-Potter-Star Emma Watson in einer der Hauptrollen. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von fünf Upper-Class-Jugendlichen, die in die Villen von Hollywood-Promis einbrachen und als traurige Vertreter einer promi- und ruhmsüchtigen Generation selbst berühmt wurden. "Ich fand, dass etwas sehr Verstörendes über den Zustand unserer Kultur in dieser Geschichte steckt" (SZ, 16.8.2013), sagte die Regisseurin selbst dazu. Während der Film in den USA ein Erfolg war, reagierten die Kritiker in Europa überwiegend verhalten. Die Stuttgarter Zeitung (15.8.2013) etwa empfand ihn als ermüdend und ziemlich spannungslos und die Neue Zürcher Zeitung (15.8.2013) monierte, der Film bleibe "zu stark an der Oberfläche, die eigentlich vorgeführt werden soll".
Weitere FilmerfolgeIm Sommer 2016 debütierte C. mit Giuseppe Verdis tragischer Oper "La Traviata" am Teatro dell'Opera di Roma als Opernregisseurin, was allerdings "nur lauwarm aufgenommen" wurde (NZZ, 29.6.2017). Für ihren Film "The Beguiled" (2017; dt. "Die Verführten"), eine Adaption von Thomas Cullinans Roman "A Painted Devil", bei dem C. für Buch und Regie verantwortlich zeichnete, erntete sie hingegen vom Feuilleton fast durchgehend Lob. Die Geschichte eines Yankees im Bürgerkrieg, der verletzt in einem abgelegenen Mädchenpensionat in Virginia gepflegt wird, in dem nur noch zwei Pädagoginnen und fünf heranwachsende Mädchen leben, wurde bereits 1971 von Don Siegel verfilmt. In C.s Remake spielten neben Colin Farrell u. a. Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning. "Ein kleines Meisterwerk" nannte die Stuttgarter Zeitung (29.6.2017) das Drama um den Nordstaaten-Soldaten und die Neue Zürcher Zeitung (29.6.2017) sah "eine alte Macho-Geschichte aus Frauenperspektive" und eine "rabenschwarze Parabel". "Ich wollte zeigen, wie Frauen nonverbal kommunizieren. Wie aus Blicken, Gesten, kleinen Veränderungen der Mimik eine Sprache entsteht", sagte C. in einem ZEIT-Interview (29.6.2017). Beim Fimfestival in Cannes 2017 erhielt C. für ihren Film der in nur 26 Tagen gedreht worden war, den Preis für die beste Regie, was allerdings der Tagesspiegel (29.6.2017) "angesichts der unfertigen Charakterzeichnung der Protagonistinnen rätselhaft" fand.
Eine "entspannte Screwball-Comedy" (derstandard.at, 6.10.2020) drehte C. mit "On the Rocks" (2020) - 17 Jahre nach dem inzwischen zum Kultfilm avancierten "Lost in Translation" wieder mit Bill Murray, der mit Rashida Jones ein Vater-Tochter-Gespann in New York verkörperte. C., die auch hier das Buch zum Film schrieb, könne "wunderbar sentimentale Stimmungen zaubern", lobte der Tagesspiegel (2.10.2020). Die Süddeutsche Zeitung (2.-4.10.2020) bezeichnete die Komödie als "elegant inszeniert, aber nur mäßig witzig".
2024 kam "Priscilla" in die Deutschen Kinos. Das Buch dazu hatte C., eng basierend auf den Memoiren "Elvis and me" von Priscilla Presley, geschrieben. C. schildert darin - "meisterlich ästhetisch", wie DIE WELT (4.1.2024) meinte - aus konsequent weiblicher Perspektive Priscillas Beziehung zum zehn Jahre älteren Rockstar Elvis Presley. Der tabletten- und alkoholabhängige Sänger hatte seine blutjunge Frau, die sich nach wenigen Jahren von ihm scheiden ließ, einerseits vergöttert, andererseits bevormundet und wie in einem goldenen Käfig gehalten. Die Hauptrollen in dem Drama hatten Cailee Spaeny, die auf den Filmfestspielen in Venedig 2023 den Preis für die beste Darstellerin erhielt, und Jacob Elordi inne. C. biete als "eine Spezialistin für Coming-of-Age-Dramen (...) eine empathische und wohltuend differenzierte Darstellung einer Liebesgeschichte, die einerseits toxisch gewesen sein mag, andererseits aber eben auch nicht", schrieb DER SPIEGEL (30.12.2023). "'Priscilla' ist Coppolas bester Film seit langer Zeit", lobte auch die Süddeutsche Zeitung (6.9.2023). Die Neue Zürcher Zeitung (30.12.2023) stellte fest: "Kein einziger Elvis-Song wird angespielt (...). Der Effekt ist ernüchternd: ohne Soundtrack keine Romantisierung und Überhöhung." Über die Ambivalenz ihrer Filmfiguren äußerte C. gegenüber der Süddeutschen Zeitung (4.1.2024): "Ich versuche, in meinen Filmen nie wertend oder verurteilend zu sein. (...) Natürlich habe ich eine entschiedene Meinung, wie man zwischen den Bildern auch deutlich spüren kann. Aber ich will dem Publikum nicht sagen, wie es sich fühlen soll."
Familie
C.s 1999 geschlossene Ehe mit Regisseur Spike Jonze ("Being John Malkovich") wurde im Dez. 2003 geschieden. Am 27. Aug. 2011 heiratete sie Thomas Mars, den Sänger der französischen Rockband "Phoenix", im italienischen Bernalda. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter, Romy (geb. Nov. 2006) und Cosima (geb. Juni 2010), und lebt in New York.
Werke
Filmrollen u. a: "Godfather" (72), "Godfather, Part II" (74), "Die Outsider" (83), "Rumble Fish" (83), "Frankenweenie" (84), "Peggy Sue Got Married" (86), "Anna" (87), "Godfather, Part III" (90), "Star Wars: Episode I - The Phantom Menace" (99).
Filmregie (auch Buch und Produktion) u. a.: "Lick the Star" (98), "The Virgin Suicides" (99), "Lost in Translation" (03), "Marie Antoinette" (06), "Somewhere" (10), "The Bling Ring" (13), "A Very Murray Chistmas" (15), "The Beguiled" (17; dt. "Die Verführten"), "On the Rocks" (20), "Priscilla" (23).
25. Dezember 2024: Kinostart (D): "Queer" (USA/Italien 2024; "QUEER" ). Produzenten: Sofia Coppola, Lorenzo Mieli. Regie: Luca Guadagnino. Buch:Justin Kuritzkes, nach einer Vorlage von William S. Burroughs. Darsteller: Daniel Craig (William Lee), Lesley Manville (Dr. Cotter),Jason Schwartzman (Joe), Drew Starkey (Eugene Allerton), Henrique Zaga (Winston Moor), Simon Rizzoni (Barkeeper), Ronia Ava (Joan), Colin Bates (Tom Williams), Ariel Schulman (Tom Weston), David Lowery (Jim Cochan), Drew Droege (John Dumé), Lisandro Alonso (Mr. Cotter), Omar Apollo,Lorenzo Pozzan. Inhalt: Ein schwuler US-Amerikaner schleppt Anfang der 1950er-Jahre nachts in den Bars von Mexiko-Stadt Bettgefährten ab. Als er sich in einen deutlich jüngeren Landsmann verliebt, beginnen sie eine Affäre, doch der Jüngere entzieht sich emotional immer wieder. In der Hoffnung auf mehr Nähe nimmt der Ältere daher seinen Liebhaber auf die Suche nach einer Pflanze mit, der telepathische Kräfte nachgesagt werden. Drama. (film-dienst 44/2024)
Auszeichnungen
Auszeichnungen u. a.: MTV Movie Award (01), Young Hollywood Award (01), FIPRESCI Prize (03), Lina Mangiacapre Award des Filmfestivals von Venedig (03), Chicago Film Critics' Association Award (04), Online Film Critics' Society Award (04), Oscar für bestes Original-Drehbuch (04), Golden Globe (04), Deutscher Filmpreis (04), César (05), Goldener Löwe, Filmfestival Venedig (10), Beste Regie, Filmfestspiele Cannes (17).
Adresse
46 Morton St., New York, NY 90068-3215, U.S.A.
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