Geburtstag: | |
Nation: | Polen |
von Georg Mrugalla
Natasza Goerke gehört zu den bekanntesten Autorinnen der sogenannten “Bruliongeneration”, die nach der 1986 in Krakau gegründeten illegalen Skandal- und Kultzeitschrift “Brulion” benannt wurde. Diese Generation der in den sechziger Jahren Geborenen war die erste in Polen, deren Weltsicht nicht von der national-patriotischen Tradition, sondern von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Kulturerbe und vom Interesse an internationalen Geistesströmungen der Gegenwart geprägt war. In der im gleichnamigen Band enthaltenen Erzählung “Abschied vom Plasma” (1999) liefert Goerke eine treffende Charakterisierung dieser Generation, die autobiografische Bezüge einschließt: “Diese Folgegeneration, die ursprünglich die junge genannt worden war, reifte nicht mehr unter Kellerbedingungen heran – sie schoß wie ein Geysir jungen Weins aus dem Gehsteig und überschwemmte in einer einzigen Nacht die ganze Palette jahrzehntealter Denkfiguren. Das Stroh brannte nicht länger in den Stiefeln oder auf dem Dach der heimischen Scheune, das Stroh wurde zum Strohhalm in Cocktails, die man in den Clubs von London, Vancouver oder New York trank. Vaterland und Ehre hatte der kosmopolitische Teufel mit einem Zungenkuß verführt, und das Bild Gottes, in tausend Teile zerschlagen, begann wie ein allgegenwärtiger Spiegel die überraschendsten Winkel zu reflektieren. ...