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Nation: | Deutschland |
von Christoph Schmitt-Maaß
Stand: 15.02.2022
„Wir konstruieren das Fremde, wir konstruieren das, was wir als Geschlecht und Rasse bezeichnen.“ Mit diesen Worten umreißt der vielgereiste und -belesene „Monomane der deutschen Gegenwartsliteratur“ („Die Zeit“) die Kernpunkte seines literarischen Programms. Die Kritik reagierte verunsichert auf die Produktivität dieses Autors, der alle Genres abzudecken scheint und deshalb gelegentlich als „sportlich“ geschmäht wird. Aber: Michael Roes setzt sich mit Themen auseinander, die er in verschiedenen Formen erforscht, vertieft und weiterentwickelt. Neben Rasse und Geschlecht, Gender-Fragen und der Problematik des Sohnesopfers thematisiert er immer wieder den Geltungs- und Objektivitätsanspruch wissenschaftlicher Literatur. In einem postmodernen Duktus hebt er die Grenzen von Wissenschaft und Literatur auf und verweist auf die Fragwürdigkeit von Einheitsmodellen und auf die plurale Verfassung von Wirklichkeit.
Schon die frühen Theaterarbeiten spielen die Unmöglichkeit begrifflicher Begrenzungen durch. In dem nicht publizierten und aufgeführten Stück „Tischsitten“ (entstanden 1990) thematisiert Roes die – überlebenswichtige – Bedeutung von Sprache und Spiel: