Oftmals unauffällig, in entscheidenden Rennen aber konzentriert und steigerungsfähig - so könnte man die bisherige Laufbahn der Mittelstrecklerin Ellen Kießling umreißen. Trotz zahlreicher Verletzungsprobleme und -pausen präsentierte sich die Dresdnerin bei internationalen Titelkämpfen fast stets im Vorderfeld, erkämpfte sich durch gut eingeteilte Rennen und starke Schlußspurts immer wieder vordere Plätze. Den politischen Wechsel in Deutschland bewältigte die Läuferin des traditionsreichen Dresdener SC gut, obwohl sie wochenlang überlegte, ihre Heimatstadt zu verlassen, als Sponsoren ausblieben und die Zahl der Klubtrainer von 105 auf 48 (23 fest) zurückgehen mußte. "Obwohl die Situation beim Dresdner SC ungewiß ist, will ich mit meiner Trainerin zusammen - und in Dresden bleiben. Die Westklubs wollen zwar gern die Athleten haben, nicht jedoch die Betreuer mitübernehmen", erklärte sie im Nov. 1990. Die Silbermedaille bei der EM 1990 sah sie deshalb auch vor allem als einen wichtigen Einsatz für ihre Trainerin Katja Hermann an, die zunächst arbeitslos geworden war.
Noch zu DDR-Zeiten begann die 1,65 m große und 52 kg schwere ...