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MUNZINGER Personen

Jürgen Fitschen

deutscher Bankmanager; Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank (2012-2016)
Geburtstag: 1. September 1948 Harsefeld
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 21/2023 vom 23. Mai 2023 (cs)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 11/2024


Blick in die Presse

Herkunft

Jürgen Fitschen, evang., wurde am 1. Sept. 1948 im niedersächsischen Harsefeld, westlich von Hamburg, geboren und wuchs im nahen Hollenbeck in der Lüneburger Heide auf. Der Vater war Landwirt, die Mutter betrieb eine Gastwirtschaft. F.s Zwillingsbruder Hans Otto baute den Hof zum Gestüt aus.

Ausbildung

F. legte 1966 am Athenaeum in Stade das Abitur ab. Nach dem Wehrdienst durchlief er in Hamburg ab 1969 eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der auch international tätigen Firma Jos. Hansen & Söhne (Wasserleitungen/-pumpen). Anschließend studierte er 1971-1975 an der Universität Hamburg Wirtschaftswissenschaften.

Wirken

Bei der Citibank F. begann seine Karriere 1975 im Firmenkundengeschäft der Citibank in Hamburg. Nach mehreren Zwischenstationen wurde er 1983 in die Geschäftsleitung der Citibank Deutschland berufen.

Eintritt in die Deutsche Bank1987 wechselte F. zur Deutschen Bank AG. Diese hatte sich nach der Gründung 1870 zum führenden nationalen Institut und Finanzier der Industrie im In- und Ausland entwickelt. Nach der Wiedergründung 1957 von Frankfurt/Main aus folgte der Ausbau im In- und Ausland als führender bundesdeutscher Anbieter und internationaler Akteur.

Stationen in Asien und im InvestmentbankingF. kam 1987 nach Hamburg zur Deutschen Bank Asia, ab 1972 erst gemeinsames Institut deutscher Großbanken, ab 1983 unter der Federführung von Ulrich Cartellieri exklusiv Teil der Deutschen Bank. Noch 1987 ging F. als General Manager nach Bangkok und später nach Tokio. Ab 1993 leitete er die Regionalvertretung in Singapur und gestaltete die von Konzernchef Hilmar Kopper vorangetriebene Expansion in Fernost mit. 1997 war F. kurz in Frankfurt Bereichsvorstand für das Firmenkunden- und Immobiliengeschäft. 1998 beorderte der Vorstand unter Rolf-Ernst Breuer F. nach London zur neu eingerichteten Sparte Globale Unternehmen und Institutionen für internationale Konzerne und Kapitalmarktgeschäfte um die 1989 erworbene britische Investmentbank Morgan Grenfell. 1998/1999 erfolgte der Aufkauf des Bankers Trust (USA) für 18,5 Mrd. DM, um im Investmentbanking und im Asset Management gegenüber den US-Wettbewerbern aufzuholen. Die Kapitalmarkt-Aktivitäten baute Josef Ackermann so weit aus, dass diese dank üppiger Gewinne gegenüber dem klassischen Bankgeschäft bald dominierten. An Bedeutung gewannen auch innovative, aber riskante Felder, insbesondere das direkte Kapitalmarktgeschäft für Kunden und der Eigenhandel auf eigene Rechnung (vgl. FAZ, 9.3.2012).

Leiter FirmenkundenIm Mai 2001 rückte F. in den Konzernvorstand ein und übernahm von Carl-Ludwig von Boehm-Bezing das Ressort Firmenkunden. Als Ackermann im Mai 2002 Vorstandschef wurde, verkleinerte er den Vorstand. Darunter siedelte er die Bereichsvorstände an. F. wurde auf dieser Ebene weltweit für Firmenkunden und Transaction Banking (Zahlungsverkehr, Wertpapierabwicklung, Handelsfinanzierung) zuständig.

Deutschland-ChefIm Sept. 2004 ernannte Ackermann F. zum Vorsitzenden des neuen Management Committee Deutschland mit der Aufgabe, sämtliche Aktivitäten im Heimatmarkt besser aufeinander abzustimmen und auszubauen. Zugleich wurde F. als Head of Regional Management weltweit vorgesetzter Ansprechpartner für alle neu eingerichteten Regionaleinheiten. Ein Fokus dieser regionalen Strategie war auch die Expansion in Asien (Hbl., 8.10.2007). Mit Blick auf den Heimatmarkt räumte F. Versäumnisse im klassischen Bankgeschäft ein und förderte im Firmenkunden-Segment Maßnahmen zur Bindung der addiert 12.000 Kunden. Dabei bewährte er sich sowohl als "Ackermanns wichtigster Diplomat" (Hbl., 8.7.2011) wie auch als bodenständiger Kundenbetreuer. Darüber hinaus gab es nun auch wieder Initiativen für die zuvor zurückgestuften Privatkunden-Aktivitäten. Im Firmenkunden-Segment war F. auch mit Kreditkonsortien für die Industrie befasst, was während der Rezession infolge der Finanzmarktkrise ab 2008 schwierige Entscheidungen verlangte. Nach Jahren mit Spitzen-Gewinnen geriet auch die Deutsche Bank in den Sog der Finanzmarktkrise und wies für 2008 ihren ersten Verlust (3,9 Mrd. Euro) seit 1870 aus. Dennoch zählte das ohne staatliche Hilfen auskommende Institut damals zu den Gewinnern der Krise, kehrte 2009 in den Gewinn zurück und nutzte Möglichkeiten zu Zukäufen. So erwarb sie für F.s Deutschland-Geschäft im Okt. 2009 die angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim für 1 Mrd. Euro (Vermögensverwaltung). Und im Dez. 2010 erfolgte die Übernahme der Postbank und damit der Einstieg in den standardisierten Privatkundenmarkt.

Co-Vorstandsvorsitz mit Anshu JainF. zog am 1. April 2009 zusätzlich in den Vorstand ein. In der Folge misslang die Nachfolgeregelung für Ackermann. Nach öffentlichen Querelen verständigte sich der Aufsichtsrat unter Clemens Börsig auf ein vorzeitiges Ausscheiden Ackermanns für Mai 2012. Gleichzeitig wurde beschlossen, wieder wie schon 1967 bis 1988 eine Doppelspitze einzuführen. Nominiert wurden der dann 63-jährige F. und der Leiter des Investmentbanking, Anshu Jain. Rechtliche Auseinandersetzungen, die dann ab 2012 eskalierten, wurden im Nov. 2011 publik, als Ackermann auf den Aufsichtsratsvorsitz verzichtete. Dieses Amt ging im Mai 2012 an den vormaligen Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner. Nach Amtsantritt am 1. Juni 2012 entwickelten F. und Jain entgegen mancher Erwartungen eine reibungslose Zusammenarbeit. F. übernahm das Bankgeschäft und das Regionen-Management, Jain die Kapitalmarkt-Aktivitäten. Nach dem ersten Jahr erhielten sowohl das Duo wie das Konstrukt der Doppelspitze überwiegend Lob (vgl. WELT, 21.5.2013). Dies äußerte sich im Sept. 2013 in einer Vertragsverlängerung für F. bis März 2017. Unter Jain und F. bestanden vier Unternehmensbereiche, nämlich Private & Business Clients, Deutsche Asset & Wealth Management (Vermögensverwaltung), Global Transaction Banking (Abwicklung der Geschäfte von Unternehmen und Institutionen) und Corporate Banking & Securities (Investmentbanking).

Unbestritten Erfolg hatten F. und Jain mit Kapitalerhöhungen, die 2013/2014 rund 12,5 Mrd. Euro einbrachten und die Kernkapitalquote auf 12 % verbesserten. 2014 waren der US-Investor BlackRock (6,6 %) und der Fonds Paramount Holding (3,1 %) größte Aktionäre. Bei der Bilanzprüfung im Rahmen des EU-weiten Banken-Stresstests wurde 2013 kein Korrekturbedarf festgestellt. Gleichwohl blieb der Börsenkurs enttäuschend. Daher ging der Vorstand daran, die Aktivitäten abzurunden und die Bilanzsumme zu vermindern, verbunden mit Kapazitätsabbau und Stellenstreichungen. Festgelegt wurde auch, 2015-2017 rund 200 der 750 Filialen zu schließen. F. betonte, man wolle nicht mehr versuchen, "alles für jeden zu sein" (FAZ, 28.4.2015).

Einzelne TätigkeitsfelderF. ging daran, die Vermögensverwaltung wirtschaftlicher aufzustellen, um in diesem Segment anders als früher eine stabile Stellung aufzubauen. Erster Schritt war daher die Trennung von Randgebieten und Ende 2012 der Verkauf der BHF-Bank. 2013 legte der Konzern das Geschäft für wohlhabende Individualkunden zusammen und verschmolz die Töchter Oppenheim Vermögenstreuhand sowie Wilhelm v. Finck Deutsche Family Office. Damals band der Konzern auch Sal. Oppenheim enger ein. Immerhin stieg das verwaltete Vermögen 2013 auf 2014 auf 1.039 Mrd. Euro. Im Heimatmarkt enttäuschte der gemeinsame Weg mit der Postbank, die als eigene Marke nie als Teil des Konzerns wahrgenommen wurde. F. hob im Rückblick nicht absehbare Entwicklungen seit dem Kauf hervor, insbesondere die verschärften Regeln, was die Nutzung der Kundeneinlagen der Postbank verhinderte. Ähnlich wirkten sich schärfere Vorschriften beim Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme aus (so in der FAZ, 1.3.2016). Pläne für einen Verkauf oder Börsengang der Postbank wurden gleichwohl aufgegeben.

Juristische Aufarbeitungen (1) - allgemeinDominiert wurde F.s Amtszeit von einer wachsenden Zahl rechtlicher Auseinandersetzungen. Letztlich ging es um Vergehen im vorangegangenen Jahrzehnt, während dem Mitarbeiter meist im eigenem Ermessen Regeln verletzt hatten. Im Rückblick gab F. zu, die Bank habe dies durch zu ehrgeizig formulierte Ziele und entsprechende Boni-Zahlungen ermutigt (so im Hbl., 6.5.2016). Insgesamt bezahlte die Deutsche Bank in der Amtszeit von Jain und F. bis Mitte 2015 in der Summe fast 9 Mrd. Euro an Strafen und für Vergleiche. Im Zuge dieser Entwicklungen geriet auch F. selbst mehrfach in die Kritik. Dies betraf etwa seine Beschwerde beim hessischen Ministerpräsidenten über die Art und Weise, wie die Justiz im Dez. 2012 eine Razzia in der Hauptverwaltung durchführt hatte. Bis März 2014 erfolgten insgesamt drei Razzien am Konzernsitz. Für F. zusätzlich pikant - wenn auch folgenlos - waren ab 2011 laufende Ermittlungen wegen des Vorwurfs unrechter Angaben in Konzernbilanzen (vgl. SZ, 10.1.2013). Dieses Verfahren wurde im Juni 2016 eingestellt.

Juristische Aufarbeitungen (2) - Kirch-ProzesseMehrere Prozesse forderten F., die den Kollaps des Medienunternehmers Leo Kirch († 2011) betrafen. Der Vorwurf von Kirch und dessen Erben lautete, der Konzern habe durch Medienberichte zur Kirch-Insolvenz 2002 beigetragen. Nachdem die "Deutsche" Ende 2012 zu Schadensersatz verurteilt worden war, erfolgte im Febr. 2014 die Einigung über einen Vergleich. In diesem Zuge erhielten die Erben 925 Mio. Euro. F. und weitere Kollegen wurden unabhängig davon 2013 von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, im Prozess die Unwahrheit gesagt zu haben. F. lehnte 2014 eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft ab. Wie zuletzt erwartet, endete dieser Prozess im April 2016 mit Freisprüchen für alle Angeklagten. Dabei wurde hervorgehoben, dass sich "die Ankläger in ihren Vorwürfen" "einmal mehr" "verrannt" hätten (Hbl., 26.4.2016). Im Nov. 2021 folgte letztinstanzlich ein Freispruch durch den Bundesgerichtshof.

Juristische Aufarbeitungen (3) - ZinsmanipulationenAb Jan. 2013 mussten sich Jain und F. sowie Chefs weiterer Großbanken dem Vorwurf der Manipulation der Interbanken-Zinsen (Libor/Euribor) durch Mitarbeiter stellen. Schließlich gelang eine Einigung mit britischen und amerikanischen Behörden, wobei eine Strafe von über 2,3 Mrd. Euro anfiel.

In der Auseinandersetzung in den USA um falsche Angaben beim Verkauf (2005-2007) von Hypothekenanleihen an die havarierten Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac erfolgte im Dez. 2013 eine Einigung mit den US-Behörden und die Zahlung über 1,4 Mrd. Euro. Wehren konnte sich die Deutsche Bank 2013 gegen Vorwürfe, in der Finanzmarktkrise in den Bilanzen Verluste verschleiert zu haben. Ende 2013 folgte dann aber wieder ein kostspieliger Vergleich mit der Banca Monte dei Paschi di Siena. Und Ende 2014 leitete die US-Regierung eine weitere Klage wegen Steuerhinterziehung ein. Zusätzliches Ungemach brachten Vorwürfe um Verwicklungen in Geldwäsche in Russland.

FührungswechselEine nicht mehr befriedigende operative Situation führte im Frühjahr 2015 zu wachsender Kritik an F. und Jain. Nun war auch von "Grabenkämpfen" die Rede (vgl. FAZ, 25.4.2015). Und bei der Hauptversammlung im Mai 2015 wurde die Entlastung des Vorstand nur mit 61 % der Stimmen angenommen. Im Juni kündigten Jain und F. ihren Rückzug an. Zum 1. Juli übernahm der seit 2013 im Aufsichtsrat sitzende John Cryan die Nachfolge von Jain. F. stimmte zu, noch bis Mai 2016 Co-Vorstandschef zu bleiben.

Schritte mit CryanDie mediale Aufmerksamkeit konzentrierte sich ab Juli 2015 fast völlig auf Cryan, dessen Zusammenarbeit mit F. aber als konstruktiv galt. Im Okt. 2015 stellten beide Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung vor, darunter den Abbau von 9.000 Stellen. Zudem verkaufte die Bank Ende 2015 den Anteil von 20 % an der chinesischen Bank Hua Xia. Zentrale Entscheidung war die Aufspaltung des Investmentbanking. Dabei sollte das für die Gewinne lange Zeit zentrale Handelsgeschäft auch wegen der immer stärkeren Restriktionen um 200 Mio. Euro reduziert werden. Umgekehrt wollte die Bank fortan ihre Rolle als Kapitalmarkt-Dienstleister für die deutsche Wirtschaft stärken. Unabhängig davon wurden weitere 5 Mrd. Euro an Rückstellungen für zusätzliche Rechtsstreitigkeiten aufgebaut.

Deutsche Bank in ZahlenFür 2012 nannte der Konzern eine Bilanzsumme von 2.012 Mrd. Euro und einen Nachsteuergewinn von 665 Mio. Euro. 2013 sank die Bilanzsumme auf 1.650,0 Mrd. Euro, das Konzernergebnis lag bei 1,1 Mrd. Euro. Bis Ende 2015 sank die Bilanzsumme auf 1.629 Mrd. Euro, neben einem Vorsteuerverlust fiel - bei 101.000 Stellen - ein Nachsteuerverlust von 6,8 Mrd. Euro an. 2016 verminderte sich der Verlust auf 1,7 Mrd. Euro.

Präsident des Bankenverbandes2012 war F. in den Vorstand des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) eingerückt, die Vertretung der börsennotierten und familieneigenen Institute. Im April 2013 löste er Andreas Schmitz (HSBC Trinkaus) als Präsident ab. In der Folge warb er für die Umsetzung einer Bankenunion in der EU, warnte aber auch vor den Einschränkungen für die Kreditvergabe wegen immer strengeren Regulierungen (vgl. FAZ, 11.11.2013). Er betonte auch, die deutschen Banken hätten 2007-2013 das Eigenkapital um addiert 100 Mrd. Euro aufgestockt und den riskanten Eigenhandel "gegen null gefahren" (so in der ZEIT, 13.3.2014). F.s Amtszeit endete turnusgemäß im April 2016. Nachfolger wurde Hans-Walter Peters von der Privatbank Berenberg in Hamburg.

Neue Aufgaben bei der Deutschen BankBei seinem Ausscheiden als Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank im Mai 2016 erhielt F. - auch mit Blick auf die zuvor erfolgte juristische Entlastung - überwiegend positive Zeugnisse und wurde mit demonstrativem Applaus verabschiedet (vgl. Bunte, 2.6.2016). F. blieb der Deutschen Bank noch beratend und für die Kontaktpflege mit Firmenkunden in Deutschland und Asien verbunden. Zusätzlich trat F. im Febr. 2017 in den Beirat der Deutschen Oppenheim Family Office AG ein (Bereich Wealth Management der Deutschen Bank, Verwaltung von Familienvermögen). Unabhängig davon verzichteten F. und weitere frühere Vorstände im Juli 2017 auf die Auszahlung noch offener Boni von addiert 38 Mio. Euro. F.s Ansehen zeigte sich im Sept. 2017, als er in der Nachfolge von Börsig Vorsitzender der Deutschen Bank-Stiftung wurde, die sich auf Projekte der Kunst, der Jugendförderung und der Katastrophenhilfe ausgerichtet hat.

Aufsichtschef bei Ceconomy2008 zog F. in den Aufsichtsrat des mit vier Tätigkeitsfeldern aufgestellten Handelskonzerns Metro AG ein. Bis Juli 2017 wurde die Aufspaltung vollzogen, und F. übernahm den Aufsichtsratsvorsitz der neu gebildeten Ceconomy AG mit Europas führendem Einzelhandels-Filialisten für Konsum- und Unterhaltungs-Elektronik Media-Saturn-Holding GmbH (MSH) mit den beiden Vertriebsmarken MediaMarkt und Saturn. Ceconomy gab die anfangs noch 10 % an der Metro ab und einigte sich Ende 2020 mit den Erben des MediaMarkt-Gründers Erich Kellerhals auf die Übernahme von dessen Aktien. Wenig Beständigkeit gab es an der Spitze der Ceconomy. Bei einem weiteren Wechsel 2019 wurde kritisiert, dass F. die Führung von Ceconomy und der operativen MSH aufgeteilt und damit Unklarheiten geschaffen hatte (vgl. z. B. FAZ, 17.10.2019, SPIEGEL, 2.11.2019). Nach einem weiteren Interim unter Bernhard Düttmann ab Okt. 2019 wurde 2021 der Externe Carsten Wildberger Vorstandschef von Ceconomy und Media-Saturn. Mitten in der Neuausrichtung als Antwort auf reine Online-Wettbewerber wurde Ceconomy 2020 von den Corona-Beschränkungen getroffen. Im Febr. 2021 gab F. den Aufsichtsratsvorsitz an Thomas Dannenfeldt (vormals Deutsche Telekom) ab. 2019/2020 (Stichtag 30.09.) sank der Umsatz auf 20,8 Mrd., und es fiel ein Nettoverlust von 237 Mio. Euro bei 46.200 Beschäftigten an.

Oberster Aufseher der VonoviaIm Mai 2018 rückte F. in den Aufsichtsrat des führenden deutschen Wohnungsanbieters Vonovia SE mit Sitz in Bochum ein (bis 2015 Deutsche Annington) und übernahm den Vorsitz. Er folgte auf den 2017 verstorbenen Wulf H. Bernotat. F. unterstützte den Wachstumskurs unter Konzernchef Rolf Buch. Durch Übernahmen wurde Vonovia nun auch in Österreich und Schweden Marktführer. Im Inland wurde zunächst der Bau neuer und die Sanierung bestehender Wohnungen fortgesetzt. 2021 realisierte Buch die Übernahme der Deutschen Wohnen, des zweitgrößten Anbieters in einem zersplitterten Markt, und investierte hierfür 19 Mrd. Euro. Basis waren Einnahmen von 10 Mrd. Euro über die Ausgabe neuer Aktien. Anfang 2023 stornierte Vonovia aufgrund der gestiegenen Baukosten und Zinsen vorübergehend anstehende Neubauprojekte. Im Mai 2023 gab F. den Aufsichtsratsvorsitz wegen der im Konzern geltenden Altersgrenze von 75 Jahren an die frühere McKinsey-Beraterin Clara Clara Streit ab.

2021 auf 2022 stieg der Umsatz von 5,2 Mrd. auf 6,2 Mrd. Euro und der operative Gewinn von 2,3 Mrd. auf rd. 2,8 Mrd. Euro bei zuletzt 548.000 eigenen Wohnungen und 15.900 Beschäftigen. Der Portfoliowert lag bei rd. 91 Mrd. Euro.

Anfang 2018 beteiligte sich F. als Investor am Medizintechnikunternehmen Syntellix und zog in den Aufsichtsrat des von Utz Claassen mitgegründeten und nun geleiteten Spezialisten für Knochenschrauben ein.

14. März 2024: Der deutsche Immobilienkonzern Vonovia legt seine Geschäftszahlen für das Jahr 2023 vor. Demnach sank der Umsatz um 7,5 % auf knapp 5,2 Mrd. Euro. Der Nettoverlust stieg von -643,8 Mio. auf rd. -6,3 Mrd. Euro. Die Mieten stiegen durchschnittlich von 7,49 auf 7,74 Euro pro qm². Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich von 12.117 auf 11.977. Grund für den hohen Verlust sind die deutlich sinkenden Immobilienpreise.

Familie

F. ist verwitwet und hat zwei Kinder. Seine Frau Aruni, eine Thailänderin, die er im Studium kennengelernt hatte und 1981 heiratete, verunglückte 2004 tödlich. Später fand F. in der vormaligen Bankerin Friederike Lohse eine Lebensgefährtin. F. besitzt Wohnsitze in Hofheim/Taunus und in seinem Heimatort Harsefeld. Mit der Familie betreibt er eine Zucht für Sportpferde. Er ist Gründungsstifter (2013) der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport, schätzt Ausdauerläufe und asiatische Kunst.

Mitgliedschaften

Frühere Ämter (u. a.): Vorstand Atlantik-Brücke, Stiftungsrat Deutsche Sporthilfe; Verwaltungsrat der Kühne+Nagel Inc. und der Kühne+Nagel International AG (08-19).

Adresse

c/o Deutsche Bank Stiftung, Börsenplatz 5, 60313 Frankfurt am Main, Tel.: 069 2475259-0, E-Mail: office@deutsche-bank-stiftung.de, Internet: www.deutsche-bank-stiftung.de



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