Ludwig Munzinger
deutscher Publizist und Verleger; Dr. jur.Geburtstag: | 24. Februar 1921 Weingarten/Oberschwaben |
Todestag: | 7. April 2012 Ravensburg |
Nation: | Deutschland - Bundesrepublik |
Geburtstag: | 24. Februar 1921 Weingarten/Oberschwaben |
Todestag: | 7. April 2012 Ravensburg |
Nation: | Deutschland - Bundesrepublik |
Internationales Biographisches Archiv 04/2011 vom
Ludwig Werner Munzinger wurde am 24. Febr. 1921 als Sohn des Schriftstellers und Journalisten Dr. phil. Ludwig Munzinger in Weingarten bei Ravensburg geboren. Die Familie hatte sich im Ersten Weltkrieg in Oberschwaben niedergelassen, wo der Vater nach der Rückkehr aus dem Krieg neben der Herausgabe des "Archivs für publizistische Arbeit" einen Bauernhof betrieb.
1926 wurde der Sitz der Firma nach Berlin und dann 1930 nach Dresden verlegt, wo M. Jugend und Schulzeit verbrachte. Am Realgymnasium Blasewitz legte er 1939 das Abitur ab.
Nach dem Abitur leistete M. Arbeitsdienst und nahm bis Ende 1939 in einer Baueinheit am Polenfeldzug teil. Anschließend begann M. ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, wechselte 1940 nach München, bevor er im Febr. 1941 zu einer Divisionsnachrichtenabteilung der Wehrmacht eingezogen wurde. Das Studium konnte er erst nach Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft im Sept. 1949 fortsetzen. Seine Ausbildung beendete M. 1955 mit der Zweiten Juristischen Staatsprüfung und der Promotion zum Dr. jur. (1956; Dissertation "Beiträge zum rechtlichen Schutz der Nachricht").
Bei der Nachrichtentruppe nahm M. ab Juni 1941 am Russlandfeldzug in der Ukraine und auf der Krim teil. 1942 wurde die 24. Inf. Division an die Nordfront bei Leningrad verlegt. Kurz vor dem Zusammenbruch der Front im Febr. 1944 kam er zur Offiziersausbildung nach Leipzig und wurde anschließend bei der letzten deutschen Offensive im Westen eingesetzt. Ende März 1945 geriet M. in amerikanische Gefangenschaft (Lager in Frankreich), aus der er im Frühjahr 1946 in die sowjetisch besetzte Zone entlassen wurde. Als ehemaliger Offizier dort erneut festgenommen, verbrachte er die nächsten Jahre in verschiedenen Lagern in und bei Rostow auf dem Bau und im Kohlebergbau unter Tage im Donezgebiet. Ende 1949 aus der Gefangenschaft entlassen, verarbeitete M. seine Erlebnisse in einem Text mit dem Titel "Am Rande des Lebens".
Im Wintersemester 1949/1950 setzte M. sein Jurastudium an der Universität Tübingen fort und schloss 1952 mit dem Referendarexamen ab. Nach dem Assessorexamen 1955 war M. zunächst in einer Anwaltskanzlei in Ravensburg tätig. Seine Eltern hatten nach der Zerstörung Dresdens im Frühjahr 1945 bei Freunden in Ravensburg Aufnahme gefunden und ab Frühjahr 1946 wieder das Munzinger-Archiv herausgegeben. Als sein Vater 1957 starb, übernahm er die Geschäftsführung und Chefredaktion des Munzinger-Archivs, für das er schon als Student und junger Anwalt gearbeitet hatte.
Der Mangel an geeigneten, verdichteten und aktuell gehaltenen Hintergrundinformationen hatte den Vater M.s 1913 dazu bewogen, das "Archiv für publizistische Arbeit" ins Leben zu rufen, das sehr schnell von den Redaktionen der Presse und später auch der Rundfunkhäuser angenommen wurde. Wichtiges und Wissenswertes über Personen, über alle Länder, über Sport und moderne Musik, über Film und das aktuelle Zeitgeschehen in aller Welt bilden heute jenes Spektrum des Wissens, das die Redaktionen des Verlags aufbereiten. Regelmäßige Ergänzungslieferungen zu den Printdiensten und ständige Fortschreibung der Datenbanken sorgen Woche für Woche für Aktualität. Erfolgreiche Kooperationen mit kompetenten Partnern erweitern inzwischen das Informationsangebot von Munzinger.
Die Pressekonzentration in den 60er Jahren zwang M. dazu, nach neuen Kundengruppen für seine Archivdienste Ausschau zu halten. Mit ihren Publikationen hatte die Firma 50 Jahre lang fast ausschließlich die Medien bedient. Mit der Weiterentwicklung der "Zettelarchive" zu Loseblattwerken in Ordnern machte M. sein Angebot auch für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken attraktiv. Die "Statistisch-Politischen Blätter" baute er zum "Internationalen Handbuch - Länder aktuell" um, das neben dem "Internationalen Biographischen Archiv" zu einem Standardwerk auch in Bibliotheken wurde.
67 Jahre lang gab es den "Munzinger" nur auf Papier. Das Digitalzeitalter begann beim Munzinger-Archiv 1980 mit der Einführung von Bildschirmtext (btx) und wurde weitergeführt durch Präsenz auf Online-Hosts ab 1985. Seit Kunden eigene Datenbanksysteme in ihren Archiven und Redaktionen haben, liefert Munzinger Daten und Texte in kundenspezifischen Formaten in die Datenbanken der Kunden. 1995 entstand das Angebot einer monatlich erscheinenden, ständig aktualisierten CD-ROM-Publikation, die vor allem in Bibliotheken genutzt wurde. Zwei Jahre später, 1997, entwickelte man das Internet-Angebot Munzinger Online, das mit der Variante Munzinger Intranet Archiv längst zur wichtigsten Publikationsform geworden ist. Im Jahr 2000 gab M. seine Verantwortung als Geschäftsführer ab, blieb aber dem Unternehmen noch einige Jahre als Autor verbunden.
M. war seit 1951 mit Maria, geb. Rülke, verheiratet. Aus der Ehe gingen ein Sohn Ernst (geb. 1953, Dipl.-Ing.), der seit 1988 geschäftsführender Gesellschafter der Munzinger-Archiv GmbH ist, und drei Töchter, Anne (1955), Cornelia (1957) und Ina (1963), hervor.
Veröffentlichungen: M. hat durch Jahrzehnte als Herausgeber und Chefredakteur der Informationsdienste gewirkt und im Laufe der Jahre selbst mehr als 10.000 Kurzbiographien verfasst.
Letzte Adresse: c/o Munzinger-Archiv, Albersfelder Str. 34, 88213 Ravensburg, Tel.: 0751 76931-0, E-Mail: box@munzinger.de, Internet: www.munzinger.de